Fünf statt zwei Diabetes-Typen – ein guter Ansatz? Warum ich den Hype um eine mögliche neue Klassifikation für übertrieben halte.
Der Vorschlag einer neuen Diabetesklassifikation hat die Diabetes-Community im letzten Jahr beschäftigt und wurde auch auf dem EASD heftig diskutiert.
Die Idee: Erwachsene mit Diabetes könnte man in fünf Gruppen einteilen und nicht, wie bisher, im Wesentlichen in zwei. Der Vorteil wäre, dass deutlicher wird, dass zwei der neuen Gruppen ein niedrigeres Risiko von Folgen wie Nephropathie oder Retinopathie aufweisen. Diese benötigen dann auch einen geringeren Therapieaufwand.
1. Severe Autoimmune Diabetes (SAID): jung, schlank, Insulinmangel, Antikörper gegen ß-Zellen (bisher Typ 1)
2. Severe Insulindeficient Diabetes (SIDD): wie SAID, aber ohne Antikörper
3. Severe Insulinresistant Diabetes (SIRD): Insulinresistenz, hoher BMI (entspricht oft dem metabolischen Syndrom)
4. Milder Adipositasbedingter Diabetes: hoher BMI, aber wenig Insulinresistenz (entspricht oft dem Phänomen „gesunde Dicke“)
5. Milder Altersbedingter Diabetes: höheres Alter und wenig Insulinresistenz (entspricht dem Phänomen „gesunde Alte“)
Der Versuch der Clusterbildung ist sehr begrüßenswert, auch wenn diese Gruppen nicht so richtig neu wirken. Sie wurden aus schwedischen und finnischen Registerdaten gebildet.
Die Gruppe der Typ-2-Diabetiker ist inhomogen. Praktisch tätige Diabetologen haben bei der individuellen Therapiezielfindung „gesunde Alte“ und „gesunde Dicke“ auch bisher nicht genauso behandelt wie Hochrisikopatienten mit dem Vollbild des metabolischen Syndroms.
Eine wissenschaftliche Grundlage für differenzierte Strategien wäre toll. Dafür sollte es aber auch noch andere Ansätze der Bildung von Clustern geben. Verschiedene solche Clusterungen könnten dann miteinander verglichen werden.
Wahrscheinlich sind die Typen auch in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen verschieden. Es steht zu erwarten, dass zum Beispiel Inder nicht die gleichen Cluster aufweisen wie die Finnen und Schweden in dieser Studie. Es ist also eher ein Fortschrittchen und der Hype übertrieben, aber es geht in die richtige Richtung.
Bildquelle: Marvin Ronsdorf, Unsplash