Menschliche Lebern konnten dank eines als Supercooling bezeichneten Verfahrens erstmals auf minus vier Grad Celsius heruntergekühlt und somit für 27 Stunden konserviert werden.
Bei den meisten bisher gängigen Methoden werden Spenderorgane bei plus vier Grad Celsius gelagert und müssen deshalb im Durchschnitt innerhalb von neun Stunden den Empfänger erreichen.
Beim Supercooling werden Organe auf Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes gekühlt, ohne dass es dabei zur Bildung von organschädigenden Eiskristallen kommt. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz von Frostschutzmitteln. Für ihre Versuche verwendeten die Wissenschaftler ein Gemisch aus 3-O-Methyl-D-Glukose, Polyethylenglykol, Trehalose und Glycerin. Dieses wurde mittels einer Perfusionsmaschine in die Lebern überführt und die Organe anschließend langsam heruntergekühlt.
Nach Angaben der Wissenschaftler ist es dabei besonders wichtig, während des Vorgangs die Organe nicht mit Luft in Berührung kommen zu lassen, weil es sonst zu einer spontanen Bildung von Kristallen auf der Organoberfläche kommen kann. Um zu überprüfen, wie gut die Organe die Konservierung überstanden hatten, wurden sie mit Hilfe der Perfusionsmaschine wieder langsam auf Raumtemperatur gebracht und anschließend die Funktionsfähigkeit überprüft. Die Forscher konnten zeigen, dass die Organe wieder anfingen, Galle zu produzieren.
Verwendet wurden Lebern, die ursprünglich für eine Transplantation vorgesehen waren, sich jedoch aufgrund ihres Zustandes letztlich nicht mehr dafür verwenden ließen. Auch der Einsatz des Supercoolings für andere Organe ist grundsätzlich denkbar, allerdings beispielsweise für Lungen aufgrund der Füllung mit Luft auch schwieriger. Die Wissenschaftler wollen nun versuchen, die Konservierungszeit noch weiter zu Verlängern.
Das Supercooling ist nicht die einzige Methode, mit der Wissenschaftler zur Zeit versuchen, die Konservierung von Organen zu verlängern. Ein weiterer Ansatz besteht beispielsweise darin, die Organe während der Zeit bis zu einer Transplantation bei Körpertemperatur aufzubewahren und mittels Perfusion mit Blut zu versorgen. Dies gelang bisher über einen Zeitraum von 24 Stunden.
Quelle: © Reinier J. de Vries et al. / nature biotechnologyBild: © Tareq Salahuddin / flickr