Innerhalb eines Jahrzehnts ist die Zahl der Darmkrebserkrankungen bei jungen Menschen weltweit angestiegen – auch in Deutschland. Onkologen spekulieren über die Ursachen.
Die US-amerikanische Krebsgesellschaft hat in einer Studie das Darmkrebsvorkommen bei 20- bis 49-Jährigen und bei ab 50-Jährigen in 42 Ländern untersucht. Das Ziel: einen globalen Überblick schaffen. Den Forschern war zwar bereits bekannt, dass ein Anstieg der Darmkrebsfälle in einigen Ländern vorlag, ein weltweiter Vergleich fehlte jedoch. Deshalb wurden Daten von fünf Kontinenten auf ihre Inzidenzraten zwischen 2008 und 2012 untersucht. Mit 12,9 Erkrankten pro 100.000 Einwohner zwischen 20 und 49 Jahren führte Südkorea die Liste an, während Chennai in Indien mit bloß 3,5 Erkrankten die wenigsten Fälle aufwies. Mit 7,7 Fällen lag Deutschland im oberen Mittel.
Ein 10-Jahres-Trend der Jahre 2003 bis 2012, den die Forscher für 36 Länder erstellten, zeigten einen Anstieg bei Jüngeren in der Mehrzahl der untersuchten Länder. 19 Länder, darunter Länder mit hohem Entwicklungsstatus und Einkommen wie Australien, Dänemark, Kanada und eben auch Deutschland, wiesen steigende Darmkrebsfälle bei 20- bis 49-Jährigen auf.
Die Forscher merken an, dass die insofern überraschend sei, da aufgrund der medizinischen Versorgung und Vorsorge ein Rückgang in stark industrialisierten Ländern zu erwarten sein sollte. Deshalb verglichen sie den Trend bei Jüngeren mit den über 50-Jährigen. Es zeigte sich: Obwohl in neun dieser 19 Länder – darunter auch Deutschland – sinkende oder konstante Fallzahlen bei Ü-50-Einwohnern verzeichnet wurden, stiegen die Darmkrebsfälle bei Jüngeren. In drei weiteren Ländern stiegen die Fallzahlen bei Jüngeren zudem doppelt so schnell an wie bei den Älteren.
Als möglichen Auslöser verweisen die Forscher auf westliche Lebens- und Ernährungsweisen und die frühere Aussetzung gegenüber Karzinogenen. So zeigt Südkorea über alle Altersgruppen hinweg die größte Zunahme an Fällen – dies führen die Studienautoren auf den extrem rapiden Lebensstilwechsel nach dem Koreakrieg, wie zum Beispiel aus Amerika importierte Fertiggerichte und Softdrinks, und darauffolgendes Übergewicht zurück.
Studie: © Rebecca L. Siegel et al. / Gut (BMJ)Bild: © Cliff / flickr