Eine bestimmte Kombination aus 14 Driver-Genen tritt bei einem Großteil der Osteosarkome immer wieder auf und treibt die Tumorentwicklung voran. Bisher galten Osteosarkome als genetisch sehr vielfältig, sodass sich Analysen des Erbguts kaum für die Therapie nutzen ließen.
Das Osteosarkom ist der häufigste maligne Knochentumor im Kindes- und Jugendalter und entsteht meistens in der Pubertät. Nach bisherigem Wissenstand zeichnet es sich durch eine enorme genetische Vielfalt aus, was die Forschung an Diagnose und Therapien bis dato erschwerte. „Bisher war man davon ausgegangen, dass die sehr heterogenen genetischen Veränderungen beim Osteosarkom zufällig und ungerichtet sind“, erklärt Prof. Michaela Nathrath, Leiterin der Klinischen Kooperationsgruppe (KKG) Osteosarkom am Helmholtz Zentrum München und der Kinderklinik München Schwabing. Ihr Team untersuchte insgesamt 123 Osteosarkome hinsichtlich Veränderungen in deren Erbgut.
Dabei kristallisierten sich zunächst 14 Gene heraus, die die Tumorentwicklung offenbar entscheidend vorantreiben, sogenannte Driver-Gene. Weitere Analysen ergaben, dass über 80 Prozent der untersuchten Osteosarkome eine bestimmte Konstellation dieser Gene aufwiesen, die bereits aus anderen Tumorarten bekannt ist. Die Forscher fanden eine Gen-Signatur, die auch in Brust- und Eierstockkrebs häufig zu beobachten ist. Dabei werden die DNA-Reparatur-Gene BRCA1 und BRCA2 durch Mutation oder Deletion derart verändert, dass sie Ihre schützende Funktion für das Erbgut nicht mehr ausführen können. Entsprechende Medikamente existieren bereits durch PARP-Inhibitoren. PARP steht als Abkürzung für die Poly-(ADP-Ribose)-Polymerase. Dieses Enzym ist ebenso wie BRCA Teil der DNA-Reparatur der Zellen. Hemmt man es pharmakologisch durch entsprechende Inhibitoren, führt dies zu massiver DNA-Schädigung und in der Folge zur Apoptose. Die Forscher hoffen, dadurch eine neue Therapieoption für Patienten mit Osteosarkomen zu finden. Originalpublikation: Exome sequencing of osteosarcoma reveals mutation signatures reminiscent of BRCA deficiency M. Kovac et al.; Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms9940; 2015