„Erzählen Sie mal.“
Ich habe sehr lange für diesen blöden Satz gebraucht. Vorher habe ich immer zu viele Vorgaben gemacht, was ich von Patienten hören will und nicht offen genug gefragt. Bei einem Mann, wo die Frau gestorben ist, hat es keinen Sinn, eine riesige Zucker-Diskussion vom Zaun zu brechen. Auch bei Patienten, die ich kenne, fange ich inzwischen so an.
„Sie kennen sich, würde Ihnen dieses oder jenes helfen?“
Das braucht fast keine weitere Erklärung. Patienten kennen sich menschlich nun mal selbst am besten und können schon vor einer aufwendigen und eventuell auch kostenintensiven Behandlung oder Schulungsmaßnahme genau sagen, ob sie bei ihnen Erfolg haben wird oder nicht. Hier ist die menschliche, persönliche Ebene gemeint. Dieser Satz ist damit dringend zu trennen von Satz Nummer 3.
„Nein, so ist das mit dem Zucker nicht.“
Es stürmt von überall Desinformation auf die Patienten ein, sei es durch Zeitungen, Freunde oder Nachbarn. Diese Fehlinformationen werden alle für bare Münze genommen. Der Patient denkt, er weiß ganz viel und braucht keine Schulung, aber die braucht er dann eben doch. Ich relativiere diesen Wissenstand dann, das ist Halbwissen mit vielen Fehlern. Patienten investieren sonst mitunter Zeit und Geld in eine Richtung, die gar nichts bringt. Da braucht man eine informierte, aber neutrale Position, aus der man fragt, wie man sein Leben führen will. Das Wissen dafür ist nötig und muss unter Umständen in einer Schulung vermittelt werden.
„Wie wichtig wäre es für Sie, Gewicht zu verlieren?“
Das ist eine reine Frage des Realismus, verwandt mit Satz Nummer 2. Ist das Ziel Gewichtsverlust realistisch? Und wenn ja, muss sich die Frage anreihen, wie es mit der Bereitschaft steht, verschiedene Dinge dazu auszuprobieren. Eine der Möglichkeiten findet sich bei Punkt Nummer 5.
„Wenn es etwas gäbe, was Sie 1x am Tag oder in der Woche spritzen, was den Blutzucker senkt und Ihnen den Appetit nimmt, würde Ihnen das helfen oder nicht?“
Auch diese Frage ist nahezu selbsterklärend. Einige Patienten haben wahnsinnige Angst vor Spritzen, denen muss ich mit so einer Therapie gar nicht erst kommen. Es geht immer darum, eine lebensnahe und langfristig praktikable Lösung zu finden. Die Motivation zu einer Anpassung der aktuellen Lebenssituation kann nie von außen aufgedrückt werden, sie muss vom Patienten selbst kommen.