Biochemiker haben ein Gel entwickelt, das Zahnschmelz nachwachsen lässt. Sind Füllungen aus Keramik oder Kunststoff bald überflüssig?
Defekte im Zahnschmelz führen dazu, dass Bakterien eindringen und Karies verursachen. Die dadurch entstandenen Löcher können Zahnärzte bislang nur mit Keramik oder Kunststoff ausbessern. Doch an die Härte von echtem Zahnschmelz reichen diese Materialien nicht heran. Immerhin besteht natürlicher Zahnschmelz zu 95 Prozent aus Hydroxylapatit und ist damit das härteste Material im Körper.
Ein weiteres Problem mit bekannten Füllungen ist, dass sie sich nicht mit dem Zahnschmelz verbinden. Sie können sich daher unter Umständen lockern und müssen ausgetauscht werden.
Jetzt berichten chinesische Forscher von einem Gel, das es ermöglichen soll, Zahnschmelz neu entstehen zu lassen. Und so funktioniert es: Das Gel besteht aus Kalzium und Phosphat. Nach dem Auftragen bilden sich Hydroxylapatit-Kristalle, die sich mit den schon vorhandenen Kristallen im Zahnschmelz verbinden. Dabei machen sich die Forscher das sogenannte epitaxiale Wachstum zu Nutze – die Struktur der Hydroxylapatit-Kristalle wird fortgesetzt und vergrößert sich.
Noch wird das Gel nicht in klinischen Studien getestet. Dafür muss die Sicherheit des Gels nun erstmal in Tierstudien überprüft werden. Problematisch bei der Umsetzung ist auch, dass die Gelschicht nur eine Dicke von knapp drei Mikrometern aufweist. Natürlicher Zahnschmelz ist aber zwei bis drei Millimeter dick. Damit würden mehrere hundert Behandlungen nötig, um die Dicke von Zahnschmelz zu erreichen.
Schon länger versuchen Forscher Defekte im Zahnschmelz so natürlich wie möglich nachzubauen. US-Forscher veröffentlichten letztes Jahr eine Studie, in der sie dafür eine Peptid-Lösung verwendeten. Diese verband sich mit der Oberfläche des Zahns und bindet gleichzeitig Kalzium und Phosphationen an sich. Die so entstehende Schicht aus Mineralien fügt sich in den bestehenden Zahnschmelz ein. Doch auch diese Methode wurde bislang nur im Labor getestet.
Bis Zahnärzte auf die üblichen Standardfüllungen und Fluoridversiegelungen verzichten können, wird wohl noch eine Weile vergehen. Die Wirksamkeit dieser Methoden sind immerhin schon wissenschaftlich belegt. Vielleicht sieht die Zahnbehandlung in Zukunft auch ganz anders aus – und wir lassen unsere kaputten Zähne einfach nachwachsen. Denn derzeit arbeiten Forscher an einem solchen Verfahren, das nachwachsende Dritte für den Menschen ermöglichen soll, wie DocCheck vor einigen Wochen berichtete.
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