Profis dieser Sportart leiden überproportional oft unter erektiler Dysfunktion, wie eine aktuelle Studie zeigt. Ausgelöst wird sie durch Testosteronmangel.
Bostoner Forscher haben herausgefunden, dass die Kontaktsportart American Football das Risiko erhöht, einen Testosteronmangel und eine damit verbundene erektile Dysfunktion zu entwickeln. Aber wodurch genau kommt es zu dem gehäuften Auftritt der Symptome bei den untersuchten Profisportlern?
Ratet doch mal selbst:
a) Das häufige Tragen eines Suspensoriums (beutelförmiger Schutz für die männlichen Geschlechtsteile) erhöht die Temperatur im Hoden und sorgt für eine verminderte Testosteronproduktion.
b) Die überproportionale Anzahl an Schädel-Hirn-Traumata sorgt für eine Störung der Hypophysenhormone LH und FSH. Es resultiert ein Hypogonadismus.
c) Der Testosteronmangel ist die Folge einer missbräuchlichen Einnahme von Anabolika.
Eigentlich klingen alle Auswahlmöglichkeiten auf den ersten Blick recht logisch und jede Antwort lässt sich medizinisch erklären. Die Ergebnisse, zu denen das Team um Rachel Grashow von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston kommt, sind allerdings eindeutig: Antwort b) ist richtig.
Alle untersuchten Ex-Profis (3.409) wurden unter anderem gefragt, wie häufig sie im Laufe ihrer Karriere nach Zusammenstößen im Spielverlauf an Symptomen einer Gehirnerschütterung litten. Dazu gehören Übelkeit, Orientierungslosigkeit, Schwindel, Bewusstlosigkeit, Kopfschmerzen oder Sehstörungen.
Es zeigte sich signifikant, dass Sportler mit häufigeren Gehirnerschütterungen in der Anamnese im späteren Verlauf öfter Medikamente zur Behandlung eines Testosteronmangels oder einer erektilen Dysfunktion verschrieben bekamen. Eine Blutuntersuchung mit Hormonbestimmung erfolgte im Rahmen der Studie nicht.
Andere mögliche Ursachen für einen späteren Testosteronmangel oder eine Erektionsstörung wie Herzkrankheiten, Diabetes oder unsere Antwortmöglichkeit c) – der Anabolikamissbrauch – wurden ebenfalls beachtet. Danach besteht weiterhin ein deutlich erhöhtes Risiko für Profisportler mit erhöhter Anzahl an Schädel-Hirn-Traumata, einen Testosteronmangel zu entwickeln.
Dass ein ausgeprägtes Schädel-Hirn-Trauma zur Beeinträchtigung der Hypophysenhormone und zu einem späteren Hypogonadismus führen kann, ist aus anderen Patientenfällen bekannt. Der Zusammenhang gehäufter einzelner Gehirnerschütterungen bisher aber nicht.
Auf Antwortmöglichkeit a) – das Suspensorium – wurde im Rahmen der Studie nicht eingegangen. Insofern logisch, da sich eine erhöhte Temperatur der Hoden eher auf die Spermatogenese und nicht die Testosteronproduktion auswirkt. Weiterhin würde sich hierdurch theoretisch nur ein erhöhtes Risiko im Vergleich zur Normalbevölkerung zeigen, aber nicht unter den Sportlern. Es trägt schließlich jeder Spieler ein solches Suspensorium.
Einen Zusammenhang zwischen Schädel-Hirn-Traumata und einem Testosteronmangel kann die Studie natürlich nicht beweisen. Grashow schließt nicht aus, dass kontaktorientiertere Spieler im privaten Leben auch mehr Wert auf eine Behandlung der erektilen Dysfunktion oder eines Testosteronmangels legen. Sie hält allerdings ihre Theorie der geschädigten Hypophysenhormone für sehr plausibel.
Bildquelle: Daria Nepriakhina, Unsplash