In Regionen mit hoher Luftverschmutzung gibt es häufiger Fälle des akuten Koronarsyndroms als in Gebieten mit weniger Schadstoffbelastung. So das Ergebnis einer aktuellen Studie aus Polen.
Bisherige Studien wiesen auf negative Auswirkungen von Luftverschmutzung auf das Herz-Kreislauf-System hin. Polnische Forscher wollten mehr darüber herausfinden, wie sie sich auf bestimmte Krankheiten auswirkt. Sie entdeckten, dass bei höherer Schadstoffbelastung mehr Fälle von akutem Koronarsyndrom und anschließender PCI-Behandlung auftraten. Besonders im Winter, die Zeit mit der stärksten Luftverschmutzung, war die Inzidenz hoch.
„Wir zeigen auch erstmals, dass Patienten aus Gebieten mit sauberer Luft empfindlicher auf Veränderungen der Feinstaubwerte reagieren, während Patienten aus Städten mit stärkerer Luftverschmutzung sich an Schwankungen anpassen können“, so Studienautor Dr. Rafal Januszek vom Universitätsklinikum in Krakau in einer Pressemitteilung der European Society of Cardiology (ESC).
Die Arbeitsgruppe um Januszek wählte für ihre Studie sechs Städte mit sauberer Luft und fünf mit hoher Luftverschmutzung. Sie differenzierten anhand der Feinstaubwerte. Als Feinstaub gelten Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 10 Mikrometer, weshalb er auch als PM10 bezeichnet wird. Zu den Quellen gehören Industrieemissionen, Fahrzeugabgase, Holz- und Kohleöfen, Landwirtschaft, Waldbrände und Sandstürme.
5.648 Studienteilnehmer lebten in Gebieten mit sauberer Luft, 10.239 in Regionen mit schmutziger Luft. Alle unterzogen sich einer Perkutanen Koronarintervention (PCI) aufgrund eines Herzinfarkts oder instabiler Angina pectoris. Die Daten stammten aus dem Polnischen PCI Register (ORPKI) und wurden für einen Zeitraum von einem Jahr mit der Luftqualität abgeglichen. Zudem analysierten die Forscher, ob im Winter mehr PCIs stattfanden.
Die Feinstaubbelastung betrug in den Städten mit hoher Luftverschmutzung im Jahresdurchschnitt 50,95 µg/m3, in den Städten mit sauberer Luft dagegen nur 26,62 µg/m3. In beiden Regionen war ein Anstieg der Feinstaubkonzentration signifikant mit einer höheren PCI-Häufigkeit assoziiert. Patienten, die eine saubere Luft gewöhnt waren, reagierten empfindlicher auf mehr Verschmutzung: Stieg die Feinstaubbelastung um 1 µg/m 3 war das mit 0,22 zusätzlichen PCIs pro Woche assoziiert. In den von vornherein belasteten Städten war der gleiche Anstieg mit nur 0,18 zusätzlichen PCIs pro Woche assoziiert.
Insgesamt war die PCI-Rate in den Winterwochen deutlich höher. Nach Ansicht von Januszek könnte das mit der höheren Luftverschmutzung in dieser Zeit zusammenhängen, die durch vermehrte künstliche Erwärmung und den daraus resultierenden Smog entstehe. Er sieht die Studie als weiteren Beweis, dass mehr getan werden muss, um die Feinstaubbelastung einzudämmen und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.
Die Ergebnisse wurden als Poster auf dem ESC-Kongress präsentiert. Hier sind die Details zu den Studienergebnissen.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der European Society of Cardiology (ESC)Bildquelle: Holger Link, Unsplash