Patienten in körperlich anstrengenden Jobs werden häufig wegen Rückenschmerzen krankgeschrieben. Eine neue Studie zeigt, wie sich das auch ohne den Einsatz eines Arbeitsmediziners lösen lässt.
Patienten mit Schmerzen im unteren Rückenbereich werden oft krankgeschrieben, vor allem bei körperlich belastenden Berufen. Arbeitsmediziner versuchen, dies mit Interventionen im Job der Patienten zu verhindern. Bislang war die Datenlage dazu jedoch schlecht. Mit der GOBACK-Studie bewertet Bjarke Brandt Hansen vom Universitätsklinikum Kopenhagen erstmals spezifische Maßnahmen wie Arbeitsplatzbegehungen und -optimierungen inklusive Anleitung zu mehr körperlicher Aktivität. Die Frage ist, ob Patienten mit Interventionen durch einen Arbeitsmediziner weniger wegen Krankheitstagen fehlen.
Zusammen mit Kollegen rekrutierte er 305 Patienten mit Schmerzen im unteren Rückenbereich, darunter 99 Frauen. Alle Studienteilnehmer arbeiteten in Berufen mit körperlicher Belastung. Sie wurden randomisiert einer Gruppe mit arbeitsmedizinischer Unterstützung (153 Personen) oder einer Kontrollgruppe ohne zusätzliche Intervention (152) zugeordnet. Teilnehmer der Kontrollgruppe wurden in einem Klinikum per MRT untersucht. Sie erhielten dabei Informationen zu ihren Beschwerden und wurden aufgefordert, sich nicht zu schonen – also normal weiterzuarbeiten.
Als primären Endpunkt definierte Brandt Hansen die Summe aller Krankheitstage innerhalb von sechs Monaten. Veränderung der Schmerzen war der sekundäre Endpunkt.
Hier wurden alle Patienten gebeten, regelmäßig den painDETECT-Fragebogen für neuropathische Schmerzen, die Numeric Rating Scale (NRS) zur Stärke der Schmerzen, den Fear Avoidance Beliefs Questionnaire (FABQ) zum Angstvermeidungsverhalten bei Rückenschmerzen und den Roland Morris Disability Questionnaire (RMDQ) zur Beeinträchtig durch Rückenschmerzen auszufüllen. Um die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu erfassen, kamen der Short Form Health Survey-Fragebogen (SF-36) sowie der Health-related Quality of Life-Fragebogen (HRQoL) mit hinzu.
Nicht zuletzt sollten alle Personen auf einer Skala von null bis maximal zehn Punkten angeben, wie sie ihre Fähigkeit, zu arbeiten, selbst einschätzen.
Zu den Ergebnissen: Bei der Zahl an Krankheitstagen gab es keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Beide Gruppen zeigten, verglichen mit den Werten zu Studienbeginn, signifikante Verbesserungen bei Werten auf der NRS, dem RMDQ, dem FABQ und bei den Scores zur Lebensqualität. Es gab keine signifikante Verbessrung im PDQ-Score, im HRQoL oder in der Selbsteinschätzung der Arbeitsfähigkeit.
„Unsere Studie zeigt, dass Interventionen, die eine Erklärung der Schmerzen beinhalten, ausreichen könnten, um den Krankenstand bei Patienten mit Schmerzen im unteren Rückenbereich und körperlich anstrengenden Jobs zu begrenzen“, fasst Brandt Hansen zusammen. Dieser Ansatz müsse nicht unbedingt von einem arbeitsmedizinischen Facharzt durchgeführt werden.
Für Brandt Hansens Arbeit spricht das Design der Untersuchung als randomisierte klinische Studie. Allerdings ist die Zahl der Teilnehmer eher klein, und Fragebögen zur Angabe patientenspezifischer Endpunkte sind auch nicht frei von Bias.
Andere Möglichkeiten zur Bestimmung hätte der Forscher aber nicht gehabt. Da seine Kontrollgruppe spezielle Untersuchungen und Informationen zu Rückenschmerzen bekam, lassen sich die Ergebnisse nicht auf andere Krankheitsbilder in beruflichem Kontext übertragen.
Zur Studie geht es hier.
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