Männer, die seit der Jugend kontinuierlich Sport treiben, haben ein deutlich geringeres Risiko, im Alter an Sarkopenie zu erkranken. Im sogenannten Greiftest schnitten sie besser ab. Frauen, die regelmäßig Sport machten, zeigten jedoch keine signifikante Veränderung der Muskelmasse.
Um herauszufinden, inwieweit Sport in unterschiedlichen Lebensphasen das Risiko einer Sarkopenie senken kann, haben Forscher im Rahmen der Berliner Altersstudie II (BASE-II) 891 Männer und Frauen im Alter von 60 bis 85 Jahren in der Universitätsklinik Charité medizinisch untersucht und mit Hilfe eines Fragebogens befragt. Die Fragen stammen aus dem Katalog der für ganz Deutschland repräsentativen Langzeitbefragung „Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)“. Die Auswertung der Ergebnisse zeigt: Diejenigen Männer, die bereits im jungen Erwachsenalter, also im Alter von weniger als 30 Jahren, begonnen hatten, Sport zu treiben und bis heute sportlich aktiv sind, hatten im Vergleich zu Männern, die nie im Leben aktiv Sport getrieben haben, einen deutlich höheren Anteil an Muskelmasse. Damit haben sie ein nur halb so hohes Risiko an Sarkopenie zu erkranken. Auch beim so genannten Greifkrafttest, der über die Muskelkraft und den Gesundheitszustand im Allgemeinen Auskunft gibt, schnitten sie deutlich besser ab.
Doch Sport sollte kontinuierlich betrieben werden. „Bei den Männern, die nur in jungen Jahren oder erst kurz vor der Untersuchung trainiert hatten, zeigte sich im Vergleich zu Männern, die nie Sport getrieben haben, kein messbarer Effekt auf die Muskelmasse oder die Greifkraft “, sagt die Studienautorin Kristina Norman, Medizinwissenschaftlerin in der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité. Somit widerlegt die Studie die unter vielen Menschen verbreitete Annahme, dass es genüge, in jungen Jahren Sport zu treiben, um auch im Alter noch fit zu sein. Bei Frauen hingegen konnten die Forschenden keine signifikante Veränderung der Muskelmasse feststellen, unabhängig davon, in welchem Lebensalter und wie kontinuierlich sie Sport getrieben haben. „Möglicherweise trainieren viele Frauen nicht intensiv genug, um ausreichend Muskeln aufzubauen“, sagt der Gesundheitsökonom Peter Eibich, Hauptautor der Studie, der mittlerweile an der Universität Oxford forscht.
Die Autoren fordern mehr Gesundheitsprogramme, die vor allem junge Erwachsene motivieren, kontinuierlich Sport zu treiben. „Gerade in dieser Lebensphase, der sogenannten Rush Hour des Lebens, hören viele Männer und Frauen auf, Sport zu treiben, da eine Ballung von Entscheidungen zu Beruf, Partnerwahl und Kindern dafür wenig Zeit lässt“, sagt Peter Eibich. Originalpublikation: Exercise at Different Ages and Appendicular Lean Mass and Strength in Later Life: Results from the Berlin Aging Study II Peter Eibich et al.; The Journals of Gerontology, doi: 10.1093/gerona/glv171; 2015