Sich selbst zu fotografieren, ist für viele Menschen ein alltäglicher Akt. So gut wie auf dem Foto sieht man aber nicht aus. Kommen deshalb immer mehr Menschen mit dem Selfie zum ästhetischen Chirurgen?
Einem (wirklich nicht gerade seriösen) Online-Ranking zufolge gehört die Nase von Britney Spears zu den Top 9. Es geht um Nasen, die Patienten am häufigsten in Praxen von Schönheitschirurgen erwähnen. Immer schon haben Berühmtheiten unsere Schönheitsideale geprägt. Seit es soziale Netzwerke gibt, inszenieren sich aber nicht nur Stars im Internet. Auch ein Großteil der Normalbevölkerung stellt regelmäßig Fotos von sich selbst online. Darauf sehen viele Menschen dank optimaler Position, Belichtung und natürlich digitaler Nachbearbeitung nahezu perfekt aus.
So ideal wie auf dem besten Selfie kann man in der Realität nicht aussehen. Führt diese Diskrepanz auf Dauer zur Frustration? In den letzten Jahren mehren sich die Thesen, in denen Social Media und das Posten von Selfies einen starken Einfluss auf die Selbstwahrnehmung von Menschen hat – und damit auch auf die Wunschvorstellung von Behandlungen und Eingriffen, die Patienten gegenüber Schönheitschirurgen äußern.
„Über Zweidrittel der Chirurgen kennen das Phänomen bereits“, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastischen Chirurgie (DGÄPC). Aus einer von der DGÄPC initiierten Umfrage ging hervor: Als Vorlage dienen immer öfter eigene Selfies, die über Bildbearbeitungsprogramme verändert wurden. Beinahe 70 Prozent der befragten Fachärzte gaben an, mit dem Phänomen bereits vereinzelt oder sogar häufig in Berührung gekommen zu sein.
„Bearbeitete Selfies verschieben vor allem bei jungen Patientinnen die Wahrnehmung des eigenen Aussehens, was oft zu unrealistischen Vorstellungen dessen führt, was ein chirurgischer Eingriff an Ergebnissen liefern kann“, lautet das Fazit von Dr. med. Alexander P. Hilpert in der Mitteilung der DGÄPC. Die Aussagekraft der Umfrage ist allerdings fraglich, nähere Informationen, etwa zur Anzahl der Befragten, bleiben im Text unerwähnt.
Von Ärzten, die in der plastischen und ästhetischen Chirurgie tätig sind, würden wir gerne wissen, ob sie den Selfie-Trend bestätigen können. Inwiefern ist ein Einfluss von Social Media auf die ästhetische Chirurgie tatsächlich spürbar? Ist die Hemmschwelle für minimalinvasive Behandlungen und chirurgische Eingriffe gesunken, seit das täglich online gepostete Selfie für viele Menschen zur Normalität geworden ist? Wächst die Zahl der Patienten, die einen Eingriff wünschen, obwohl ihre Gesichtspartien durchschnittlich proportioniert sind? Und wenn alle diese Fragen mit einem Ja zu beantworten sind – wie sollen Ärzte auf diese Entwicklungen reagieren?
Wir sind gespannt auf das Feedback in den Kommentaren. Wer als ästhetischer oder plastischer Chirurg gerne ausführlicher über seine Erfahrungen berichten möchte, kann das gerne per Mail an feedback_news@doccheck.com tun.
Bildquelle: Ian Dooley, unsplash