Bislang war nicht vollständig geklärt, welche Risikofaktoren für epitheliales Ovarialkarzinom bestehen. Mit einem genetischen Trick zeigen Forscher jetzt, dass nur zwei von zwölf Parametern von Bedeutung sind.
Epidemiologische Beobachtungsstudien haben in den letzten Jahren diverse Assoziationen von Risikofaktoren mit epithelialem Ovarialkarzinom gezeigt. Zu den wichtigsten Einflüssen gehören das Alter bei der Menarche, bei der ersten Geburt und zu Beginn der Wechseljahre. Die Körpergröße und der Body Mass Index (BMI) kommen mit hinzu. Auch Grunderkrankungen, wie Typ-2-Diabetes, Endometriose und polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS), scheinen von Bedeutung zu sein.
Nicht zuletzt gibt es Assoziationen verschiedene Biomarker, zum Beispiel Sexualhormonbindendes Globulin und C-reaktives Protein 25-Hydroxyvitamin D, mit Eierstockkrebs. Rauchen scheint ebenfalls mit der Erkrankung in Verbindung zu stehen. Da aus epidemiologischen Studien keine Kausalität hervorgeht, ist die Aussagekraft und damit die klinische Relevanz aber gering.
Deshalb arbeitet James Yarmolinsky von der University of Bristol mit einem Kniff aus der Genetik: der mendelschen Randomisierung. Sie gilt als Analogon zur randomisierten klinischen Studie. Wie kann das funtionieren?
Forscher suchen nach Auffälligkeiten im Erbgut, sogenannten Polymorphismen, die einem bestimmten Risikofaktor entsprechen. Eine genetische Anomalie, die beispielsweise den 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel verändert, dient zur Untersuchung dieses Parameters. Denn wenn das Erbgut der Patienten diese Besonderheit enthält, ist ihr Wert für 25-Hydroxyvitamin D immer verändert, unabhängig vom Lebensstil.
Ein weiteres Beispiel: Wäre der BMI tatsächlich ein kausaler Faktor für Eierstockkrebs, würden genetische Varianten, die den BMI erhöhen, auch zu mehr Ovarialkarzinomen führen.
Dieses Merkmal wird nur für manche, aber nicht alle Nachkommen vererbt („Mendelsche Genetik“). Damit können Menschen einer Kohorte anhand von genetischen Markern randomisiert werden – eine Gruppe hat bestimmte Anomalien, eine andere nicht. Das führt zu verlässlichen Belegen über eine kausale Wirkung.
Nach diesem Prinzip ist Yarmolinsky zusammen mit Humangenetikern vorgegangen. Das Team suchte nach genetischen Entsprechungen aller zwölf häufig genannten Risikofaktoren. Basis waren 25.509 Fälle und 40.941 Kontrollen des Ovarian Cancer Association Consortium.
Tatsächlich bestätigten die Forscher beim invasiven epithelialen Ovarialkarzinom nur zwei Einflussgrößen, nämlich lebenslanges Rauchen und Endometriose. Für die anderen zehn Parameter fand Yarmolinsky keine eindeutigen Belege. Sie scheinen jedoch bei geringer malignen Tumoren vielleicht eine Rolle zu spielen.
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Bildquelle: Nephron, Wiki Commons