Der Saunabesuch wurde einem älteren Herren auf äußerst skurrile Weise zum Verhängnis. Notarzt, Feuerwehr und Säge waren nötig, um dem Mann zu helfen. Was war passiert?
Regelmäßige Saunagänge sind für Geist und Körper sehr wohltuend und senken laut einer finnischen Studie sogar das Schlaganfallrisiko. Mit dem Gedanken seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun, machte es sich der spätere Patient also auf der mittleren Saunaebene gemütlich, vergaß allerdings, das Handtuch korrekt zu platzieren.
Sitzend schwitzend kam es nun während des Aufgusses dazu, dass sein Skrotum samt Inhalt durch eine Bretterlücke der Saunabank rutschte. Warum das Skrotum dies getan hat, ist relativ einfach zu erklären – um optimale Bedingungen für die Spermatogenese zu haben (ca. 35 °C), ist der Hoden etwas außerhalb des männlichen Körpers im Skrotum untergebracht. Wird es dort draußen zu kalt, sorgen M. cremaster und M. dartos dafür, dass der Hoden näher ans Körperinnere in wärmere Bereiche gezogen wird. Allerdings hat unser Körper bei diesem Mechanismus noch nicht an die eigentlich unnatürlichen Temperaturen in der Sauna oder einem heißen Wannenbad gedacht. Aus physiologischen Gründen müsste sich der Hoden nämlich auch bei sehr warmen Außentemperaturen in Richtung Körperinneres zurückziehen. Macht er aber nicht.
Deshalb gibt es in der Wissenschaft den Verdacht, dass es für Männer bei geplantem oder unerfülltem Kinderwunsch ratsam ist, auf Saunagänge und ausgiebige heiße Bäder zu verzichten.
Weil es nicht zu besagtem Rückzug kommt und weil er die goldene Saunaregel „Kein Schweiß aufs Holz“ missachtet hatte, fand sich ein älterer Herr nun in einer misslichen Lage wieder: Sein relaxiertes Skrotum befand sich unter der Saunabank. Natürlich bemerkte der Patient diesen Vorfall, konnte aber durch moderates Anheben des Gesäßes den Hoden nicht zurück bewegen. Nach dem Aufguss versuchte er es mit etwas mehr Elan, leider ebenfalls frustran.
Es folgte die nächste Aufgussrunde mit neuer Saunabelegschaft, ohne dass der ältere Herr aus Gründen der Scham um Hilfe bat. Dadurch gesellte sich zu dem urologischen Problem zunehmend ein internistisches.
Zwar senken wie oben bereits erwähnt regelmäßige Saunagänge das Schlaganfallrisiko und wirken sich langfristig positiv auf Herzfrequenz und Blutdruck aus – dies gilt aber für regelmäßige kurze Einheiten und nicht für einen Saunagang am Stück wie bei unserem älteren Patienten. Dieser dehydrierte und Puls und Blutdruck stiegen weiter an. Langsam wurden auch die weiteren Saunagäste auf den reduzierten Allgemeinzustand des Patienten aufmerksam und sprachen den Mann an, woraufhin er seine Scham überwand und die ganze Problematik schilderte.
Zunächst wurde natürlich die Sauna abgestellt, für Frischluft gesorgt, der Patient mit Flüssigkeit und der Hoden mit Eis versorgt. Aufgrund einer ödematösen Schwellung des Skrotums verhalf dies alleine allerdings nicht zum erwünschten Erfolg. Ebenfalls der herbeigerufene Rettungsdienst samt Notarzt war machtlos, der Patient aber immerhin internistisch stabil und versorgt.
Erst aufwändigeres Geschütz in Form von Feuerwehr und Säge konnten letztendlich den Patienten und seine Hoden aus der brenzligen Situation befreien. Schon im Krankenhaus angelangt war die odematöse Schwellung des Skrotums rückläufig. Die Hoden waren sonographisch beidseits gut perfundiert und auch ansonsten unauffällig.
Der übrigens sympathische ältere Herr konnte entlassen werden und schwor: „Ab jetzt immer ein großes Handtuch drunter!“
Bildquelle: KSchlott, Pixabay