Ein älterer Herr stellt sich nach einem Sturz mit Schmerzen im Krankenhaus vor. Gebrochen hat er sich nichts, aber bei der Untersuchung entdecken die Ärzte ein seltenes Phänomen
Aufgrund von Schmerzen im linken Knie stellt sich ein 63-jähriger Mann in der Notaufnahme vor. Der Patient war am Vormittag den Bürgersteig entlang gelaufen, gestolpert und aufs Gesäß gestürzt. Mithilfe von Passanten konnte er aufstehen und nachhause gehen, doch dann setzten die Schmerzen ein und er beschloss, das Krankenhaus aufzusuchen.
Die körperliche Untersuchung ist dort bis auf einen Schmerz in der Leistengegend unauffällig. Um eine Beckenfraktur auszuschließen, veranlassen die Ärzte eine Röntgenuntersuchung. In der Aufnahme kann eine Fraktur der Knochen ausgeschlossen werden, doch fällt den Ärzten bei der Beurteilung des Bildes eine Struktur auf, die im Röntgen normalerweise nicht sichtbar sein sollte. Der Penis des Patienten ist auf dem Bild deutlich zu erkennen, was zur Verdachtsdiagnose der penilen Ossifikation führt.
Dies ist ein relativ seltenes Phänomen, bei dem sich Kalziumkristalle im Gewebe einlagern. Häufig geschieht dies auf Basis einer „Induratio penis plastica“, einer Krankheit, die zur Vernarbung der Tunica albuginea und im Endstadium auch zur Verkalkungen und metaplastischen Knochenbildung führen kann. Als Differentialdiagnosen sollten in solch einem Fall zusätzlich Krankheiten ausgeschlossen werden, die zu einer Hyperkalzämie führen, wie zum Beispiel paraneoplastische Syndrome, maligne Neoplasien, Hyperparathyreoidismus oder Nierenversagen.
Der genauen Ursache der penilen Ossifikation dieses Patienten konnten die Ärzte nicht weiter auf den Grund gehen, da dieser sich unmittelbar nach Ausschluss einer Fraktur gegen ärztlichen Rat entlässt. Sein sich neubildender Knochen scheint ihn also bisher nicht zu stören.
Quelle und Bild: © Hasbanii et al / Urology Case Reports