Nur noch schnell dieses eine Telefonat, das Angehörigengespräch, dann in den Operationssaal, Schockraum, Notfall. Keine Zeit für Pausen. Irgendwann ist das normal. Bis man die Rechnung präsentiert bekommt.
Man ist jung und fit, arbeitet teilweise 100 Stunden pro Woche und findet das irgendwann normal. Ein junger Kollege, knapp über 30, ist wochenlang im Krankenstand und es fallen Sprüche von anderen Kollegen. Chirurgie sei halt kein Ponyhof. Heulen tut man im Kindergarten.
Aber irgendwann bekommt man die Rechnung präsentiert, die Quittung des Nicht-auf-sich-oder-andere-hören.
Man hört auf, Pausen zu machen während der Arbeitszeit, geht nicht mehr auf die Toilette und verschiebt das auf zuhause, ordnet sich unter. Noch dieses eine Telefonat, das Angehörigengespräch, das nächste Formular, dann in den Operationssaal, Schockraum, Notfall, hypotoner Patient auf der Bettenstation, Konsil, Operationssaal, Formular ausfüllen, Verordnungen, Rezept schreiben, nächstes Konsil, Versicherungsanträge, Datenbanken füllen, Arbeiten schreiben.
Facharztprüfung zwischendurch. Erste Oberarzt-Stelle.
In der Sprechstunde rät man den Patienten, sie sollen sich gesund ernähren, Sport treiben, Stress reduzieren, in Ruhe essen. In der Freizeit will man weiter Gutes tun und geht Blutspenden.
Aber man darf nicht. Abweisungsgrund: Blutdruck 200/100 mmHg und Ruhepuls von 120 bpm. Alter: unter 40.
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