Männer können nicht multitasken, heißt es oft. Eine Aachener Forschergruppe hat dieses Vorurteil nun genauer untersucht – mithilfe von Sortier-Aufgaben am Computer.
Es wird oft behauptet, dass Frauen besser im Multitasking sind als Männer. Diese Vermutung stützt sich auf einen angeblichen evolutionären Vorteil und die Annahme ständiger Übung durch die gleichzeitige Betreuung von Haushalt, Kind und Job. Die Studienlage zum Thema ist dagegen nicht so eindeutig: Einige Forscher berichten, es gebe keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern, andere schreiben, Frauen multitasken besser als Männer und wieder andere das Gegenteil.
Problematisch an diesen Studien ist allerdings ihr Aufbau. Sie konzentrierten sich oft nur auf bestimmte Arten des Multitaskens und/oder arbeiteten mit einer sehr kleinen Probandengruppe. Eine aktuelle Arbeit von Wissenschaftlern der RWTH Aachen versucht, diese Schwierigkeiten zu umgehen. 96 Probanden (48 Frauen und 48 Männer im Alter von 24,07 bzw. 24,99 Jahren im Mittel) wurden mit unterschiedlichen Aufgaben im Bereich Multitasking konfrontiert. Zuvor absolvierten sie einen Fragebogen und ein kognitives Screening, um gleiche Ausgangsbedingungen bei allen Teilnehmern zu sichern.
Zu den Aufgaben gehörte unter anderem, Buchstaben nach den Kriterien „Vokal“ oder „Konsonant“ zu sortieren und gleichzeitig bei Zahlen zwischen gerade und ungeraden Ziffern zu unterscheiden. Das passierte per Tastatur an einem Bildschirm. Die Stimuli erschienen dabei links und rechts neben einem fixen Kreuz in Bildschirmmitte. In einigen Tests tauchte zusätzlich ein für die Sortierung irrelevanter Stern auf. Die Stimuli folgten einem Zufallsprinzip, bei dem aber direkte Wiederholungen und eine ungleiche Verteilung der Symbole ausgeschlossen waren.
Wichtigstes Ergebnis der Studie: Keine der Aufgaben deutete auf einen Unterschied beim Multitasken zwischen Mann und Frau hin. Beide Geschlechter absolvierten die Tests gleich gut. Auch unter Berücksichtigung von Verarbeitungsgeschwindigkeit und räumlichem Vorstellungsvermögen, die laut vorangegangenen Studien zwischen den Geschlechtern variieren, gab es keine Auffälligkeiten. Die Autoren betonen, dass die Studie auf andere Multitasking-Situationen aber keine Ruckschlüsse zulässt.
Zur Studie geht es hier.
Bildquelle: Marvin Meyer, unsplash