Einmal, da saß ich in der Notaufnahme rum und machte nichts. Das tat ich so ungefähr eine halbe Minute, dann entdeckte mich der Chefarzt der Neurologen und sagte: „Was machen Sie da?“ – „Nichts“, sagte ich.
„Aha!“, sagte der Chefarzt der Neurologen. Er habe da einen Patienten, der internistischer Betreuung bedürfe. Heute, als es heiß war und Herr Gnimbll nicht getrunken hatte, wäre dieser kollabiert und man habe ihn zur hiesigen Neurologie, also zu ihm, gebracht, um den Grund für den Kollaps zu finden. Der Grund für den Kollaps sei ja eigentlich offensichtlich (heiß, nichts getrunken), aber nach einer gründlichen neurologischen Abklärung solle man Herr Gnimbll auf jeden Fall noch internistisch betreuen.
„Hnhng“, sagte ich.
„Nehmen Sie ihn stationär auf!“, befahl der Neurologe und ging weg.Ich wollte hierauf hin zu Herrn Gnimbll gehen, aber dieser war nicht anwesend, da er gerade eine Computertomographie des Schädels erhielt. Ich wartete also zwei Stunden lang bis alle Untersuchungen, die dem neurologischen Chefarzt eingefallen waren, erfolgt waren. Nach einem CCT und einem EEG stand fest, dass Herr Gnimbll nichts Neurologisches hatte und, äh, halt vielleicht doch wegen oben aufgeführtem Grund kollabiert war. Dies bestätige ich mit einer tollen internistischen Untersuchung.
Danach rief ich meinen Chefarzt an. Dieser dachte kurz nach und verordnete einen Ultraschall vom Bauch und einen Ultraschall vom Hals und dann noch einen Ultraschall vom Herzen. Danach fiel auch meinem Chef nichts mehr ein. Alles unauffällig. Herr Gnimbll fühlte sich gut.
„Wollen wir diesen Patienten wirklich stationär aufnehmen?“, fragte ich penetrant nach, denn die Kausalkette „Heiß – nichts getrunken – Kollaps“ erschien mir weiterhin sehr plausibel, besonders im Hinblick auf all unsere anderen super Untersuchungen.
„Gnä“, sagte mein internistischer Chef und besann sich, „schicken Sie ihn heim.“ Herr Gnimbll war übrigens exklusiv Chefarzt-Einzelzimmer-privatversichert. Das nur so.
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