Impfungen, Blutabnahmen oder Injektionstherapien: Schon der Anblick einer Nadel kann Kinder in Angst und Schrecken versetzen. Was können Ärzte und Eltern tun, um Kindern die so wichtigen Injektionen zu erleichtern? Hier finden Sie praktische Tipps.
Stress beim Spritzen kann Phobien begünstigen
Beispiel Impfung: Diese sorgt immer wieder für Stress – nicht nur bei den Kindern selbst und deren Eltern, sondern auch bei den behandelnden Ärzten. Mögliche Folgen sind eine Vaccinophobie (Angst vor Impfungen) oder Trypanophobie (Spritzenangst). Diese haben häufig Angstsymptome, wie beispielsweise Zittern, innere Unruhe oder Herzrasen zur Folge, die sich körperlich, psychisch oder auch im Verhalten äußern.
Schätzungsweise bis zu 25 % aller Erwachsenen sind von einer Trypanophobie betroffen, die vor allem auf negativen Erfahrungen aus der Kindheit basiert. Etwa 10 % der Bevölkerung verweigern aufgrund dieser Ängste Impfungen.1
Umgekehrt bedeutet dies, dass Maßnahmen, die eine stress- und schmerzfreie Injektion begünstigen, der Prävention von Spritzenangst dienen. Dies wiederum kann die Impfraten bzw. die Adhärenz verbessern.1
Empfehlungen zur möglichst angst- und schmerzfreien Injektion
Wie eine Studie zeigte, führt die Beruhigung des Kindes dazu, dass sich sein Leiden möglicherweise verstärkt.2 Auch Mitgefühl oder Beschwichtigung („Ist doch nicht so schlimm.“), aber auch Tadel („Stell Dich nicht so an!“) scheinen das Leid des Kindes zu erhöhen.2 Diese Verhaltensweisen sollten somit eher unterlassen werden. Welches die besten Maßnahmen zur stressfreien Injektion sind, ist in der folgenden Übersicht zusammengestellt:2-7
Vor der Injektion
Neben den aufgeführten psychologischen Tipps ist die Anwendung von Schmerzpflastern mit dem Wirkstoff Lidocain 30-60 Minuten vor der Injektion empfehlenswert.7 Zur Schmerzreduktion kann auch Eisspray verwendet werden.8 Das Hautdesinfektionsmittel sollte vor dem Einstich vollständig getrocknet sein und die Injektionslösung Zimmertemperatur haben. Als weitere Maßnahme zur Schmerzminderung eignen sich taktile Reize wie leichtes Klopfen auf der Haut. Alternativ kann mit dem Desinfektionstuch für 10-20 Sekunden fest auf die Stelle gedrückt werden, wo die Nadel angesetzt werden soll.
Während der Injektion
Nach der Injektion
Einfache Maßnahmen und ein einfühlsames Vorgehen während der Behandlung können demnach entscheidend sein, um den jungen Patienten die Injektionsprozedur deutlich zu erleichtern.
Quellen:
1. Mittermaier, N. Impfen im Kindesalter: Möglichst schmerzlos injizieren. Der Allgemeinarzt, 2012; 34 (13); Seite 12-15
2. Schechter, NL et al. Pain Reduction During Pediatric Immunizations: Evidence-Based Review and Recommendations. Pediatrics, 119 (5), e1184-1198 (2007)
3. Taddio A et al.: Reducing the pain of childhood vaccination: an evidence-based clinical prac-tice guideline. CMAJ (2010) 182:1989-95
4. Reyes del Paso GA et al. Breath‐Holding During Exhalation as a Simple Manipulation to Reduce Pain Perception. Pain Medicine; Volume 16 (9); September 2015
5. Boerner, H. Needle Know-How. Calming kids’ anxiety over needles and infusions. https://hemaware.org/life/needle-know-how; Zuletzt aufgerufen am 16.07.2018
6. Akintürk H et al., Gesundheits- und Kinderkrankenpflage. 3. Auflage. Thieme; 2017
7. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Merkblatt: So gelingt‘s: Stress- und schmerzarmes Impfen
8. Robert Koch Institut (RKI). Epidemiologisches Bulletin Nr. 34. 29. August 2016. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2016/Ausgaben/34_16.pdf? __blob=publicationFile
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