Ein Runder Tisch soll Kritik an der offiziellen Ärzteliste zu Schwangerschaftsabbrüchen aufgreifen. Vor allem sollen Verbesserungen für ihre Aufbereitung und Erstellung besprochen werden.
Gesundheitsminister Jens Spahn plant, dazu Vertreter der Bundesärztekammer und weiterer Verbände einzuladen. Die gesetzlich vorgesehene Liste, die sich aus der Neuverhandlung des Paragrafen 219a ergab, ist seit Ende Juli auf der Website verfügbar und soll nun monatlich aktualisiert werden.
Bisher sind dort allerdings nur 87 von etwa 1.200 Ärzten gelistet, die in Deutschland Abtreibungen durchführen. Mediziner entscheiden selbst, ob sie gelistet werden möchten und müssen sich, falls sie nicht kontaktiert werden, selbst um den Eintrag kümmern. Aktuell enthält die Liste fast ausschließlich Daten für Berlin und Hamburg. Für das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen sind nur drei Praxen gelistet, für viele andere Bundesländer gar keine. Für Frauen in den entsprechenden Ländern ist die Hürde also nach wie vor hoch, an Informationen zu gelangen. Auch fehlen Erklärungen und Informationen wie etwa zu Methoden.
Die Bundesärztekammer äußerte dazu, dass die Liste noch im Aufbau sei und sie zudem an die gesetzlichen Vorgaben gebunden seien. Eine andere Vermutung ist, dass Ärzte aus Angst vor Diffamierung durch Abtreibungsgegner abgeschreckt werden könnten. So sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer: „Die Rechtsunsicherheit für Ärztinnen und Ärzte spitzt sich nun sogar zu, wenn die geringe Anzahl, der auf der Liste genannten Ärztinnen und Ärzte den Effekt verstärkt, an den Pranger gestellt zu werden.“
Ein Artikel von Carolin Siebert
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