Zur Behandlung von Hypoglykämie wurde ein neues Medikament zugelassen, das nicht injiziert werden muss.
Vor wenigen Tagen hat die Food and Drug Administration (FDA) für die Notfallbehandlung bei schwerer Hypoglykämie eine Glucagon-Therapie zugelassen, bei der keine Injektion notwendig ist. Dieser Indikation geht ein akuter Fall der Blutzuckerwerte voraus, bei der Patienten sich häufig verwirrt fühlen oder ihr Bewusstsein verlieren können, was die Unterstützung einer anderen Person erfordert.
„Bei Menschen mit Diabetes besteht das Risiko, dass ihre Blutzuckerwerte unter die Normalgrenze fallen. Es gibt viele Produkte auf dem Markt für jene, die Insulin benötigen. Aber Menschen, die an ernsthaften hypoglykämischen Episoden leiden, mussten bisher mit einer Glucagon-Injektion behandelt werden, die vor Gebrauch in mehreren Schritten zusammengemischt werden muss“, erklärt Janet Woodcock vom Center for Drug Evaluation and Research in der offiziellen Mitteilung der FDA. „Diese neue Darreichungsform könnte diesen heiklen Prozess während einer Episode vereinfachen, zumal die Möglichkeit besteht, dass der Patient sein Bewusstsein verliert oder einen Krampfanfall erleidet. In solchen Situationen wollen wir die Anwendung für Betroffene so einfach wie möglich gestalten.“
Fortan ist es möglich, Glucagon in Form eines Puders einzunehmen und zwar über die Nase. Es handelt sich um ein glucagonhaltiges Nasenspray, das den Blutzucker steigert, indem Reserven der Leber mobilisiert werden. Typischerweise von einer Hypoglykämie betroffen sind Diabetiker, die sich Insulin spritzen.
Die Zulassung erhielt das Arzneimittel Baqsimi® von Eli Lilly and Company. Das neue Medikament ist für Patienten ab vier Jahren geeignet. Durch die Gabe werden die Blutzuckerwerte im Körper erhöht, indem die Leber stimuliert wird und gespeicherte Glukose in den Blutkreislauf freigibt. Es kommt zum gegenteiligen Effekt wie bei Insulin, das die Blutzuckerwerte absenkt.
Glucagon, das injiziert wird, ist bereits seit Jahrzehnten etabliert. Die Wirksamkeit und Verlässlichkeit des Nasenpuders wurde durch zwei Studien mit je 83 und 70 erwachsenen Diabetikern mit schwerer Hypoglykämie gewährleistet. Verglichen wurde eine Einzeldosis des Puders mit einer Einzeldosis einer Glucagon-Injektion in Hinsicht auf die Blutzuckerantwort bei insulininduzierter Hypoglykämie.
Allerdings ist das Puder nicht für alle Patienten geeignet. Menschen mit Phäochromozytom sollten von einer Einnahme absehen. Als Phäochromozytom bezeichnet man hormonell aktive Tumoren des Nebennierenmarks oder der sympathischen Paraganglien. Das gilt auch für die Diagnose eines Insulinoms, einem seltenen Insulin-produzierenden Tumor der Bauchspeicheldrüse. Auch wenn eine Hypersensitivität bei Glukakon vorherrscht, raten die Experten vom Nasenpuder ab. Und eine weitere Warnung findet sich auf der Liste: Menschen, die über einen längeren Zeitraum hinweg gefastet haben, sollten vorsichtig sein. Sie weisen möglicherweise eine Nebenniereninsuffizienz auf oder haben eine chronische Hypoglykämie – dies resultiert in einem niedrigen Vorrat an freizugebender Glukose in der Leber.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen in Verbindung mit dem Puder gehören Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Reizung der Atemwege, wässrige oder gerötete Augen und Juckreiz. Bis auf die Beschwerden, die aufgrund der Anwendungsweise mit Nase und Augen zusammenhängen, ähneln sie den Nebenwirkungen bei einer Glucagon-Injektion.
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