Ein Junge wird von seinen Eltern wegen einer Schwellung im Mund in eine Zahnklinik gebracht. Was die Ärzte vorfinden, haben sie so noch nie gesehen.
Wegen einer Schwellung am Kiefer stellen die Eltern ihren siebenjährigen Sohn in einer Klinik vor. Die Eltern geben an, dass sie deshalb bereits vor vier Jahren mit dem Kind im Krankenhaus waren. Allerdings habe der Junge damals jegliche Kooperation verweigert. Weil die Schwellung nun aber langsam an Größe zunimmt, sind die Eltern besorgt, dass es sich um einen bösartigen Tumor handeln könnte.
Bei der Untersuchung finden die Ärzte eine große Läsion an einer Stelle des Unterkiefers, die multiple harte Strukturen aufweist. Die Ärzte raten zu einer Operation.
Röntgenaufnahme des Kiefers © Saveetha Dental College, CC-BY-ND
„Wie Perlen in einer Auster“
Während der OP entfernen die Chirurgen die Läsion und entdecken, dass es sich hierbei um eine taschenähnliche Masse handelt. Eine Röntgenaufnahme der Masse zeigt multiple kleine röntgendichte Strukturen. Bei einer weiteren Untersuchung durch den Pathologen erleben die Mediziner eine Überraschung. In der Tasche finden sich insgesamt 526 zahnähnliche Strukturen.
Der Pathologe vergleicht diese mit Perlen in einer Auster. Insgesamt benötigen die Ärzte fünf Stunden, um alle Miniaturzähnchen aus der Läsion zu entfernen. Diese variieren in ihrer Größe von 1 bis 15 mm. Jeder einzelne Miniaturzahn besitzt eine Zahnkrone, die mit Zahnschmelz überzogen ist und eine zahnwurzelähnliche Struktur.
Die 526 zahnähnlichen Strukturen. © Saveetha Dental College, CC-BY-ND
Seltene Läsion
Die seltene Läsion wird als Verbundodontom bezeichnet. Im hier beschriebenen Fall aus Indien handelt es sich um den weltweit ersten dokumentierten Fallbericht, in dem so viele Zähne in einem einzigen Patienten gefunden wurden. Die genaue Ursache, die bei dem Jungen zu dieser Läsion führte, ist nicht bekannt, möglich ist eine genetische Veranlagung. Der Patient hat sich inzwischen gut erholt.
Ein Artikel von Natascha van den Höfel.
Textquelle: Saveetha Dental College
Bildquelle: Christopher Campbell, Unsplash