Ein Mann hat Schmerzen im Penis. Doch die Ärzte können nichts für ihn tun. Aus einem banalen Grund: Der Patient geht nach Hause.
Ein 63-jähriger Mann mit einer Krankengeschichte von Alkoholismus stellt sich in der Notaufnahme mit Knieschmerzen nach einem Sturz vor. Er ging den Bürgersteig entlang mit seinem Stock und fiel auf sein Gesäß.
Kopfverletzung habe er keine, sagt er, auch keinen Bewusstseinsverlust. Mit Unterstützung gelang es ihm, aufzustehen und weiterzugehen. Kurz nach dem Sturz stellte sich ein Schmerz im linken Knie ein, deshalb entschied er sich, die Notaufnahme aufzusuchen.
Bei der körperlichen Untersuchung ist alles normal bis auf einen Schmerz im Genitalbereich. Es scheint aber alles in Ordnung zu sein: Kein Ausfluss, keine geschwollene Prostata, keine Lymphadenopathie.
Um eine Fraktur auszuschließen, wird das Becken geröntgt. Das Bild zeigt eine schwere asymmetrisch degenerative Veränderung der rechten Hüfte. Offensichtlich hat der Patient entlang des Penis eine großflächige plaque-ähnliche Kalzifikation. Die Ärzte stellen einen Penisknochen im gesamten Penisschaft fest.
Diese Form der Verknöcherung (englisch: penile ossification) findet nur in wenigen Journals Erwähnung, weil sie so selten ist, wie die Autoren des Berichts betonen. Sie fanden weniger als 40 Case Reports zu dem Thema. Es besteht ein Zusammenhang zu Induratio penis plastica, die auch unter dem Namen Peyronie-Krankheit bekannt ist. Bei dieser Krankheit kommt es zur flächenhaften, vor allem am Penisrücken (Dorsum penis) vorliegenden Vermehrung von Bindegewebe, Collagen und elastischen Fasern, mit einer zunehmenden Verhärtung des Penisschaftes.
„Unser Patient befand sich aufgrund seiner Schmerzen vermutlich in der akuten Phase der Erkrankung“, heißt es im Bericht. Pathophysiologisch entsteht der Penisknochen durch Einlagerung von Kalziumsalzen (Hydroxylapatit) in das Weichteilgewebe des Penis. Daher müssten laut Autoren grundsätzlich auch andere Ursachen außer die Induratio penis plastica in Betracht gezogen werden. Sie listen eine Reihe möglicher Ursachen auf, darunter maligne Infiltrationsprozesse, Hyperkalzämie als Folge eines paraneoplastischen Syndroms, Hyperparathyreoidismus oder eine Nierenerkrankung im Endstadium.
Abbildungen von Penis und Hüfte, Quelle: Urology Case Reports, Vol. 26
Zu einer finalen Diagnose kommt es aber nicht. Es gibt keine Laboruntersuchung, auch die histologische Untersuchung sowie ein Follow-up bleiben aus. „Wir konnten die Lage nicht evaluieren, weil sich der Patient gegen den ärztlichen Rat dazu entschloss, zu gehen“, erklären die Mediziner das verfrühte Ende ihres Berichts.
Wäre der Patient geblieben, hätte ihn ein Ultraschall erwartet. Er ist die Methode der Wahl, um Plaque-Kalzifikationen festzustellen. Das Behandlungsmanagement richtet sich dann nach dem Verknöcherungsgrad. Eine Ultrasonografie nach einer Schwellkörperinjektion mit einer vasoaktiven Substanz wie Alprostadil halten die Autoren für die geeignetste Methode, um den Typ und den Grad einer Verformung zu bestimmen. In diesem Fall wurde der Penisknochen durch ein konventionelles Röntgen festgestellt. Die Therapie hängt vom Ausmaß der körperlichen Verknöcherung sowie den Symptomen des Patienten ab.
Case Report: Urology Case Reports, Vol. 26Bildquelle: William Bossen, Unsplash