Ärzte behandeln zweiteilige proximale Humerusfrakturen zunehmend chirurgisch. Eine Studie zeigt jetzt: Patienten, die operativ behandelt werden, haben keinen signifikanten Vorteil im Vergleich zu Patienten, die ihren Arm mit einer Schlinge ruhig stellen.
Brüche des schulternahen Oberarmknochens gehören zu den häufigsten Frakturen bei älteren Patienten. „Obwohl Ärzte zunehmend zweiteilige proximale Humerusfrakturen chirurgisch behandeln, ist der Nutzen nicht bewiesen“, schreibt Studienautor Antti P. Launonen von der University of Tampere. Die Studie der NITEP Group (Nordic Innovative Trial to Evaluate OsteoPorotic Fractures) sollte zeigen, wie wirksam die operative Behandlung im Vergleich zu konservativen Therapien ist.
Deshalb rekrutierten Ärzte aus Finnland, Estland, Schweden und Dänemark 88 Patienten im Alter von mindestens 60 Jahren, die sich aufgrund einer proximalen Humerusfraktur in den teilnehmenden Kliniken vorstellten. Die Teilnehmer wurden randomisiert im Verhältnis 1: 1 einer operativen Behandlung inklusive Platte unterzogen oder erhielten eine Schlinge zur Ruhigstellung des Arms.
Ähnliche Ergebnisse in beiden Behandlungsgruppen
Als primären Endpunkt wurden in der Studie Unterschiede im DASH-Score (Disabilities of Arm, Shoulder und Hand) definiert. Hier werden funktionelle Einschränkungen durch die frühere Verletzung quantifiziert. Zu den sekundären Ergebnissen gehörten folgende Differenzen:
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass es keinen Unterschied machte, ob Patienten mit zweiteiligen Frakturen des proximalen Humerus operativ oder konservativ behandelt wurden. Nach 24 Monaten waren die Beweglichkeit und die Schmerzen in beiden Gruppen gleich. Der durchschnittliche DASH-Score (0 am besten, 100 am schlechtesten) nach zwei Jahren betrug 18,5 Punkte für die operative Behandlung und 17,4 Punkte für die nicht-operative Gruppe. In den weiteren Skalen gab es keine klinisch oder statistisch signifikanten Unterschiede.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die derzeitige Praxis (...) von Operationen bei der Mehrzahl aller proximalen zweiteiligen Frakturen des Humerus bei älteren Erwachsenen möglicherweise nicht vorteilhaft ist“, kommentiert Launonen.
Zur Studie geht es hier.
Bildquelle: Tim Green, flickr