Auf dem ersten Med im Kornfeld waren viele bekannte Gesichter: YouTuber Dr. Allwissend erzählte in seinem Vortrag, wie man komplizierte Dinge einfach und humorvoll erklärt. Hier sind die schönsten Momente des Festivals.
Wie fanden unsere Teilnehmer das Event? Der Neurologe Dr. Andreas Lüschow war vor Ort und hat seine Eindrücke aufgeschrieben:
Med im Kornfeld 2019, das Sommerfest von DocCheck mit Vorträgen und Workshops in der Nähe von Hennef, einer kleinen Stadt bei Köln, ist zu Ende; ich sitze im Zug zurück nach Berlin und gebe meine Eindrücke wieder. Ich bin, das kann ich gleich vorwegnehmen, sehr positiv angetan. Wenn ich das nicht wäre, dann würde ich allerdings auch keinen Erfahrungsbericht schreiben. Ich würde allerdings auch gar nicht für DocCheck schreiben. Wer meine Artikel gelesen hat – ich schreibe seit ca. einem dreiviertel Jahr für die News zu neurologischen Themen – der weiß, dass ich aus meinem Herzen keine Mördergrube mache. Genug von mir.
Ich komme Freitagabend in Hennef an, verbringe die Nacht im Hotel und bin am nächsten Morgen pünktlich an der Haltestelle. Von dort aus fährt uns ein Shuttle zum ländlichen Anwesen des DocCheck Gründers Frank Antwerpes, das in idyllischer Umgebung einige Kilometer von Hennef entfernt liegt. Vor dem Shuttle lerne ich als einen der Ersten Christopher Dedner kennen, psychiatrischer Chefarzt aus Winnenden, der seit längerem den Blog StrebensWert betreibt und dessen Beiträge regelmäßig in den News erscheinen. Ich lerne auch Stefan Waller kennen, Kardiologe aus Berlin, der den DocCheck-Kanal 12-Kanal betreut und Videobeiträge zu kardiologischen Themen bringt. Wir überlegen, vielleicht mal ein Video gemeinsam zu einem kardio-neurologischen Thema zu machen. Das fängt ja schon mal gut an. Ich habe die Protagonisten bei DocCheck, allen voran Maria Braun die Chefredakteurin der News und Frank Antwerpes, den Gründer und Chef des Unternehmens noch nicht persönlich kennengelernt und freue mich deshalb besonders auf das Zusammentreffen.
Am Ziel angekommen, werden wir direkt von verschiedenen Mitarbeiter*innen sowie Frank Antwerpes begrüßt und erhalten als Namensschild eine Baumscheibe mit eingeprägtem Vornamen, die an einer Bindfadenschnur hängt, sowie einen Stoffbeutel, der als Inhalt einen Tontopf mit Erde sowie Kornblumen- und Klatschmohnsamen enthält. Man könnte meinen, es ginge jetzt direkt in ein esoterisch angehauchtes evangelisches Kirchentagsseminar wie jüngst unter der Oberleitung des Grandseigneurs des deutschen Investigativjournalismus, Hans Leyendecker. Tut es aber nicht. Und das ist genau das, was mir an DocCheck gefällt. Unkonventionell verspielt im Umgang, präzise in der Sache.
Zunächst gibt es eine leichte Verköstigung, Wraps mit Huhn, Wraps vegan, kleine Gläschen mit Oliven, Faßbrause, Bier. Sehr lecker. Ich stehe noch etwas unschlüssig mit meinen Paraphernalien herum, da kommt die Chefredakteurin, Maria Braun des Weges und begrüßt mich sehr herzlich und fragt mich, ob ich mich meines Reiseballastes nicht entledigen möchte. Möchte ich.
Insgesamt sind ca. 40 bis 50 Personen anwesend, neben den unmittelbaren Protagonisten von DocCheck, Schreibende verschiedener Provenienz – ich lerne z.B. zwei Apothekerinnen kennen –, Blogger, Studenten, die die Teilnahme in einem Gewinnspiel gewonnen haben, eine Teilnehmerin absolviert ein Bachelor-Studium in Physician Assitance; wir diskutieren lebhaft über ein dadurch gewährleistetes effektiveres Teamplay, z.B. in einer Ersten Hilfe. Um 13 Uhr 15 geht es zu den Hauptvorträgen, die, genau wie die nachfolgenden Workshops, in Zelten stattfinden, die auf einem Hügel oberhalb der Hofanlage aufgebaut sind, mit einem malerischen Rundblick.
Es beginnt Christian Spolders, Leitender Redakteur Digitales beim Express, der darüber berichtet, wie man die richtigen Schlagzeilen baut. Das finde ich besonders aufschlussreich, da ich den Eindruck habe, daß die Schlagzeile im allgemeinen Journalismus viel wichtiger ist als der Titel bei rein wissenschaftlichen Publikationen, die ich bislang verfaßt habe. Hier ist es meistens das gesamte Abstract, das darüber entscheidet, ob ich weiterlese oder nicht. Es folgt Dr. Allwissend, bürgerlich Borja Schwember, klingt für mich zunächst auch fast ausgedacht. Er erzählt, wie er zu seinem Namen kam, überhaupt, wie er Allwissenheit erreicht hat, was ich besonders interessant finde, da ich bisher noch niemanden kennengelernt habe, der allwissend ist. Ich unterhalte mich später noch ein wenig persönlich mit ihm, ein netter, intelligenter, zurückhaltender Typ, der früher wieder weg muß. Allwissenheit ist eben eine gefragte Sache. Nach Borja Schwember kommt Isabell Arndt, die sehr anschaulich und prägnant erläutert, wie man medizinische Sachverhalte Personen ohne spezifisches Vorwissen nachvollziehbar vermittelt. Wir reden später auch noch ein wenig persönlich und stimmen darin überein, daß die Kunst darin besteht, populär und präzise zugleich zu sein und nicht zu meinen, man müsse auf Präzision verzichten, um populär zu sein. Zuletzt stellt Anke Neckar ihren sehr erfolgreichen Blog Lächeln und Winken vor, der sich mit Themen von Familie und Kindern befaßt; sie redet über den wichtigen Umstand, wie man mit einem Blog sein finanzielles Auskommen hat. Sie ist sehr energetisch. Ich muß zugeben, daß ich bisher sehr unbedarft in der Kunst des Bloggens bin und mich unabhängig von Anke Neckar frage, ob wirklich alles gebloggt werden muß, was so gebloggt wird. Netz ist geduldig.
Die Zeit ist präzise eingehalten worden; jetzt gibt es Kaffee und Kuchen.
Danach geht es weiter in drei parallel veranstaltete Workshops, einer befaßt sich mit der Gestaltung von Schlagzeilen, der zweite mit der Art richtig zu sprechen und sich zu präsentieren bei der Gestaltung von Video-Blogs, der dritte mit dem Verfassen von Artikeln für das Flexikon, einem besonderen Anliegen von Frank Antwerpes persönlich. Ich entscheide mich für Nummer 3. Hier spielen wir durch das Erstellen von kleinen Beiträgen für das Flexikon durch, wie man technisch vorzugehen hat und bekommen einen Eindruck von der Mächtigkeit des Systems. Frank Antwerpes möchte das bedeutendste Medizinlexikon der Welt erstellen. Ein großes und nobles Unterfangen.
Während wir arbeiten und diskutieren, braut sich ein heftiges Gewitter zusammen; es zuckt und donnert; der Chef hält es zurecht für angebracht, dass wir vorübergehend Unterschlupf in seinen Hofgebäuden suchen. Das Unwetter geht schnell vorüber. Wir beenden den Workshop. Ich habe richtig Lust bekommen, hier demnächst mal was zu verfassen. Vielleicht als erstes einen Artikel zu Gesichtsblindheit, meinem Steckenpferd. Ich bekomme auf einmal auch eine Ahnung davon, mit welcher Dynamik lexikalische Artikel iterativ im medizinisch-wissenschaftlichen Kontext optimiert werden.
Den Hauptvortrag hält Daniel Drepper, Chefredakteur von Buzzfeed, der sich mit der Qintessenz investigativen Journalismus befaßt und das anhand einer Reportage, die sich mit der Gewalt gegenüber Erntehelferinnen in Europa beschäftigt hat, erläutert. Ich bin ein wenig hin- und hergerissen. Nicht über das Ziel an sich; aber darüber, daß man ein wenig den Eindruck gewinnt, investigativer Journalismus sei irgendwie eine Geheimwissenschaft, deren Geheimnis sich nur schwerlich offenbare. Dabei geht es doch schlicht darum, genau wie in der empirischen Wissenschaft, möglichst sauber seine Daten zu gewinnen. Auch die Art und Weise, wie man an relevante Informationen herankommt, ähnelt dem Aufbau einer therapeutischen Beziehung. Es geht darum, zunächst eine vertrauensvolle Basis zu schaffen. Natürlich muß man bei der Erhebung seiner Daten hier noch ganz andere Hürden überwinden; geschweige denn, dass man üblicherweise nicht Gefahr an Leib und Leben ausgesetzt ist, wenn man wissenschaftliche Daten gewinnt.
Zuletzt werden noch die Meddy-Awards für drei Beiträge unterschiedlichen Formats verliehen. Maria Braun überreicht drei iPads und kündigt an, die drei prämierten Beiträge demnächst in den News zu veröffentlichen.
Das anschließende Abendessen wird durch ein erneutes heftiges, aber kurzes Gewitter gestört und gegen 19 Uhr 30 endet ein sehr interessanter, aufschlussreicher und gut organisierter Tag. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Das nächste Med im Kornfeld findet im Sommer 2020 statt. Ihr wollt auch dabei sein? Demnächst könnt ihr hier alle wichtigen Infos zum Event nachlesen.
Bildquelle: Falkenpost, pixabay