Die Temperaturen sind hochsommerlich. Als ich sehe, in welchem Outfit meine Kollegin den Flur entlangschlendert, stockt mir der Atem. Meine Top Ten der No-Gos, die Ärzte im Krankenhaus auf keinen Fall tragen sollten.
Die Temperaturen liegen bei 40 Grad. Der einzige Raum, in dem man es aushalten kann, ist der OP. Der wird aber gerade umgebaut, sodass wir kurzfristig einen Saal weniger haben. Heute mal wieder keine Operation für mich. In der Notaufnahme sind es 34 Grad, auf der Station unter dem Dach 36 Grad. Aber sicher, die Architektur regelt das schon.
Ich habe die Hosen etwas hochgekrempelt und auch die Ärmel das Kasacks umgeschlagen. Der Arztkittel liegt selbstverständlich über der Lehne des Stuhls. In den bringt mich so schnell keiner.
Die Notaufnahmeschwester vor mir ist auf Flip-Flops umgestiegen und hat sich einen Eimer kaltes Wasser unter den Schreibtisch gestellt. Nicht erlaubt, aber wer meckert darüber heute schon? Als die internistische Kollegin um die Ecke biegt, stockt mir allerdings der Atem. Sie hat kurze Hosen an. Darf sie das? Laut Hygienerichtlinien ist das genauso verboten wie die Flip-Flops. Aber ich habe schon Schlimmeres gesehen.
Vieles davon ist auf meiner Top Ten der No-Gos gelandet, die Ärzte im Krankenhaus auf keinen Fall tragen sollten:
Wenn ich noch einmal eine Kollegin damit in einen Operationssaal stiefeln sehe, flippe ich aus. Dafür habe ich kein Verständnis. Auch nicht für hautfarbenen, durchsichtigen oder künstlichen. Unsere OP-Schwestern sehen das glücklicherweise ähnlich und waschen die Ärztinnen erst gar nicht ein. Hygiene bleibt Hygiene.
2. Sichtbare UnterwäscheGanz ehrlich. Ist es zu viel verlangt, unter weißen Hosen passende Unterwäsche zu tragen? Muss es immer der grellhelle Stringtanga sein, der oben rausschaut? Oder die knallbunte Boxershorts, die sich schon von weitem abzeichnet? Irgendwie kann ich das nicht ernst nehmen.
3. Offene HaareOffene Haare gehören in die Freizeit, aber sicherlich nicht in die Versorgung einer offenen Wunde.
4. Auffälliger SchmuckIch habe mittlerweile gelernt, dass Uhren unter Ärzten einen große Rolle spielen. Geht für mich genauso wenig wie multiple Ringe an diversen Fingern. Als Chirurg muss man die sowieso die ganze Zeit ausziehen. Es wäre doch schade, die teuren Dinger zu verlieren, oder?
5. Offenes Schuhwerk Das bereits erwähnte offene Schuhwerk, Flip Flops oder Sandalen. Wer auf Fremdblut oder Kotze auf seinen Füßen abfährt, bitte. Aber ich finde es einfach nur eklig. Deshalb ziehe ich übrigens auch keine kurzen Hosen an.
6. Zu viel Schminke im Gesicht Bei manchen Kolleginnen habe ich durchaus das Gefühl, einem maskierten Clown zu begegnen. Tagsüber mag das vielleicht noch zu ertragen sein. Aber um drei Uhr nachts? Mit schwarz unterlaufenen Augen und halb verwischtem Lippenstift auf der Wange? Das erinnert mich dann doch eher an einen Horrorfilm.
7. Der zugeknöpfte Arztkittel über Hemd mit KrawatteIn anderen Ländern ist das Selbstverständlichkeit. Hierzulande in meinen Augen nur bei Fortbildungsverstanstaltungen für mein Auge erträglich. Denn diese Kleidung ist vergesellschaftet mit einer stocksteifen Körperhaltung bei Ärzten, die sonst eigentlich umgänglich sind.
8. Das Dekolleté von Dolly BusterEin eigenes Shirt zu tragen, kann ich bei der Qualität der Krankenhauskleidung durchaus nachvollziehen. Seinen Busen in das Gesicht des Patienten zu drücken, allerdings nicht. Übrigens interessiert mich auch bei männlichen Ärzten nicht die Pectoralismuskulatur unter dem tiefen V-Ausschnitt – bitte einpacken.
9. Die Rauch-Schweiß-KombiDas totale No-Go bei Ärzten? Der Geruch von kaltem und altem Rauch, gepaart mit altem Schweiß, frischem Rauch und frischem Schweiß. Schlimmer geht’s fast nicht. Von so einem Arzt untersucht zu werden, stelle ich mir schrecklich unangenehm vor. Da hilft auch keine Kleidung mehr.
10. Von allem zu wenigManchmal ist weniger nicht mehr. Ärzte und Ärztinnen zu sehen, die die Unterwäsche unter ihrer Kleidung vergessen haben, ihren halb nackten Hintern oder unter dem Kasck die freifliegenden Brüste präsentieren? Da ist dann zu wenig Kleidung einfach zu wenig.
Was ich übrigens vollkommen in Ordnung finde, sind Anpassungen der Krankenhauskleidung. Etwas hochkrempeln und fertig. Und nachts um vier darf es schon mal zerknittert sein, wenn man schnellstmöglich aus dem Bereitschaftsbett kommen muss. Solange man dann im Schockraum nicht noch die Gurken auf den Augen, die Maske im Gesicht und die Schlafanzughose anhat, ist aber vieles tolerabel.
Bildquelle: Andy Garza, unsplash