„Du musst viel trinken, mindestens zwei Liter am Tag!“ Das ist der Tipp, den man derzeit häufig von anderen bekommt – natürlich, ohne je danach gefragt zu haben. Ein kurzer Fakten-Check zum Wassertrinken.
Ihren Flüssigkeitshaushalt nehmen die Menschen sehr ernst, vor allem im Sommer. Jeder trägt eine Wasserflasche mit sich herum, sie gehört zum Outfit dazu wie die Sonnenbrille. Einige werden in regelmäßigen Abständen sogar von ihrem Smartphone daran erinnert, ein Glas Wasser zu trinken. Die Angst zu verdursten, ist mancherorts regelrecht spürbar. Andere Ratschläge zur Bewältigung von Hitze und Sonneneinstrahlung werden weit weniger gewissenhaft beachtet. Dazu aber später.
Erstmal soll an dieser Stelle noch einmal zusammengefasst werden, warum das mit den 2 Litern nicht richtig ist. Gesunde Erwachsene nehmen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge im Schnitt ohnehin 2.315 ml Wasser auf: 1.440 ml über Getränke und 875 ml über feste Nahrung. Und dann fällt im Körper auch noch 335 ml Oxidationswasser an, das bei der physiologischen Verbrennung der Nährstoffe entsteht. Je nach Alter und Gesundheitszustand schwankt die optimale Trinkmenge laut DGE zwischen 400 ml (Säuglinge ab dem vierten Monat) und 1.710 ml (Stillende). Der Richtwert für Erwachsene liegt zwischen 1.200 und 1.500 ml Flüssigkeit.
In der Regel trinken wir so viel wie unser Körper braucht, wie Saker et al. in einer Studie zum Flüssigkeitshaushalt erklären: „Bei Menschen wird durch das Trinken der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen und das Durstgefühl gestillt, das mit Dehydration einhergeht. Typischerweise entspricht die Menge getrunkenen Wassers, die aus dem Durst resultiert, diesem Defizit.“
Wer sich dennoch Sorgen macht, unter Dehydratation zu leiden, kann an sich selbst beobachten, ob er die dafür typischen ersten Symptome aufweist: Durst, besonders gelber Urin, selteneres Wasserlassen, Schwindelgefühl, Müdigkeit, trockener Mund oder trockene Augen. Wer hinter jedem Punkt einen Haken machen muss, weiß, was zu tun ist.
Das Durstgefühl ist Teil der Osmoregulation. Wenn es zu einem Wassermangel kommt, senden Osmorezeptoren Signale im Körper aus und setzen wichtige Mechanismen in Bewegung: In der Niere findet eine Wasserrückresorption statt, um vor weiterem Wasserverlust zu schützen. Beim Trinken geben Drucksensoren im Gastrointestinalbereich ein Zeichen, dass die Flüssigkeit angekommen ist.
Bei älteren Menschen ist tatsächlich Vorsicht geboten, wenn es um das Trinkverhalten geht. Denn bei ihnen funktioniert der beschriebene Mechanismus häufig nicht mehr einwandfrei. Außerdem oder womöglich deswegen haben sie oft ein vermindertes Durstgefühl.
An extrem heißen Tagen wie heute viel Wasser zu trinken, ist auf jeden Fall eine gute Idee. Es gibt aber noch einen anderen Tipp, der bestimmt weniger beliebt ist: Einfach mal aus der Sonne gehen.
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