Immer mehr Patientinnen wollen menopausale Beschwerden ohne Hormontherapie in den Griff bekommen. Das geht zum Beispiel mit pflanzlichen Wirkstoffen. Ein paar Sätze zur Studienlage.
Sie gehören zu den häufigen Besuchern der Apotheke: Frauen „im Wechsel“, die postmenopausale Beschwerden haben, diese aber nicht mit Hormonen bekämpfen möchten. Hier gibt es viele unterschiedliche Beschwerdebilder. Sie reichen von trockenen Schleimhäuten über depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, sexuelle Unlust und Schweißausbrüche.
Was können Apotheker hier anbieten, das kritischen Untersuchungen zur Evidenz standhält? Und welche Empfehlungen kann man, neben dem regelmäßigen Arztbesuch, geben?
Seit eine Studie einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Hormonpräparaten und der Entwicklung von Brustkrebs nahelegte, verringerte sich der Anteil der Frauen, die diese Medikamente einnehmen gewaltig. Das eigentliche Problem ist damit aber nicht aus der Welt. Die Ergebnisse dieser Studie sind – unter anderem aufgrund der Auswahl der Probandinnen – inzwischen ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.
Auch die Annahme, nach dem Absetzen der Hormontherapie atherosklerotische Gefäßveränderungen zu erleiden, stellte sich in einer aktuellen Studie als falsch heraus. Dennoch sitzt die Angst der betroffenen Frauen tief. Die Bereitschaft, ein Hormonpräparat einzunehmen oder aufzutragen, ist weiterhin gering.
Die Dauer der Beschwerden ist sehr unterschiedlich, doch es kann ein ganzes Jahrzehnt dauern, bis sie überwunden sind. In der Selbstmedikation stehen zahlreiche Präparate zur Auswahl, doch der Nachweis einer Wirksamkeit ist bisher in den meisten Fällen nicht gelungen. Eine aktuelle Studie aus Italien mit 50 Probandinnen legt nahe, dass eine Kombination aus Isoflavonen, Calcium, Vitamin D und Inulin einen positiven Effekt auf die Blutfettwerte, den Körperfettanteil, die Knochendichte und die Sexualfunktion hat.
Eine Bestätigung der Ergebnisse durch weitere Untersuchungen steht jedoch noch aus. Hier kann ein Versuch also möglicherweise erfolgreich sein. Isoflavone werden häufig aus Soja oder Rotkleepflanzen isoliert.
Wer bereits von Brust- oder Gebärmutterhalskrebs betroffen war, sollte von der Einnahme allerdings unbedingt absehen. Auch Patienten, die das Schilddrüsenmedikament Thyroxin benötigen, müssen vor der Einnahme eines Präparates mit Isoflavonen mit dem behandelnden Arzt sprechen, um ihre Therapie nicht durch Wechselwirkungen zu gefährden.
Gegen depressive Verstimmungen stehen glücklicherweise mehr Präparate zur Verfügung, die aufgrund der guten Datenlage zu ihrer Wirksamkeit empfohlen werden können. Allen voran sei hier Johanniskraut genannt. Es hat sich bei mittelstarken Depressionen als ähnlich gut wirksam wie chemische Arzneimittel herausgestellt, bei insgesamt weniger Nebenwirkungen.
In der Apotheke hört man von Kunden häufig, sie hätten Johanniskraut bereits erfolglos eingesetzt. Das liegt in den meisten Fällen daran, dass sie Präparate aus dem Supermarkt oder der Drogerie verwendet hatten, die nicht genügend Extrakt beinhalten, um einen Einfluss auf die Erkrankung zu haben.
Auch der Einsatz von Johanniskraut sollte mit dem Hausarzt besprochen werden, wenn weitere Medikamente eingenommen werden. Die Wirkung von Präparaten, die über das CYP3A4-Enzymsystems der Leber verstoffwechselt werden, kann dadurch abgeschwächt oder verkürzt sein. Außerdem hat Johanniskraut photosensibilisierende Eigenschaften und kann die Wirkung anderer Antidepressiva herabsetzen.
Trockene Schleimhäute sind ein weiteres wichtiges Thema im Zusammenhang mit den Wechseljahren. Hier sind nicht nur die Vaginalschleimhäute betroffen. Wenn Kundinnen mit diesen Problemen in die Apotheke kommen, lohnt sich die Nachfrage, ob auch trockene Augen oder Probleme mit der Mundschleimhaut vorliegen. Auch hier haben die betroffenen Frauen meistens zusätzliche Beschwerden, die durch befeuchtende Medikamente behandelt werden können. Dafür stehen Präparate mit Hyaluronsäure für die Augen und Sprays sowie Lutschtabletten gegen die Xerostomie zur Verfügung.
Wichtig ist in jedem Fall eine gute Mundhygiene, um Entzündungen vorzubeugen, die durch die dünner gewordene Schleimhaut häufiger vorkommen. Gegen die Scheidentrockenheit steht der Wirkstoff Ospemifen zur Verfügung, der in einer randomisierten Phase-III-Studie bereits nach vier Wochen dem Placebo deutlich überlegen war.
Dieser Wirkstoff ist jedoch verschreibungspflichtig und damit für die Empfehlung in der Apotheke ungeeignet. Befeuchtungsgele und -ovula mit Hyaluronsäureanteilen sind hier wie die ergiebigeren Gele auf Fettbasis eine gute Empfehlung. Studien, die Symptomverbesserungen belegen, findet man wenige, doch die Herstellerfirmen werben aktuell um Probandinnen.
Bei Beschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen kann auf pflanzliche Wirkstoffe zurückgegriffen werden, für die bereits eine Reihe an Untersuchungen vorliegen. Mönchspfeffer, Rhapontikrhabarber und Traubensilberkerze halten einer kritischen Betrachtung stand. Bei der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) ist der isopropanolische Extrakt iCR besonders gut untersucht. Er erreicht einen Evidenzlevel von 1b für die Wirksamkeit und dadurch den Empfehlungsgrad A.
Hier sollten Frauen mit Mammakarzinom oder Leberproblemen in der Vergangenheit vor der Einnahme ihren Arzt befragen, auch wenn bisher kein eindeutiger Zusammenhang festgestellt werden konnte. Die Datenlage zu Mönchspfeffer-Präparaten ist etwas dünner, doch es gibt viele kleinere Studien, die eine Wirkung bei Nachtschweiß und Hitzewallungen nahe legen. Der Rhapontikrhabarber enthält Phytoöstrogene, die laut Studienlage ebenfalls in der Lage sind, die unangenehmen Begleiterscheinungen der Wechseljahre abzumildern.
Es gibt für Apothekenmitarbeiter viele Möglichkeiten, Patientinnen, die eine Therapie mit Östrogenen und Gestagenen ablehnen, bei Beschwerden in der postmenopausalen Phase zu beraten. Hier ist allerdings nötig, sich genügend Zeit für die Beratung zu nehmen.
Wichtig ist auch, genau zu bestimmen, welche Präparate geeignet sind und welche Vorerkrankungen vorliegen. Eine Rücksprache mit dem betreuenden Haus- und Facharzt ist dabei oft hilfreich.
Bildquelle: Superior National Forest, wikimedia