In regelmäßigen Abständen erscheinen Studien über mögliche Schäden nach HPV-Impfungen. Auch die Laienpresse berichtet darüber und verunsichert die Bevölkerung. Jetzt hat die neutrale Cochrane Collaboration zahlreiche Publikationen ausgewertet. Sind die HPV-Vakzinen sicher?
„Zur Reduktion der Krankheitslast durch Gebärmutterhalskrebs ist eine generelle Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) für alle Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen“, schreibt das Robert Koch-Institut im Epidemiologischen Bulletin. „Spätestens bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden.“ Forscher machen vor allem HPV 16 und HPV 18 für rund 70 Prozent aller Zervixkarzinome verantwortlich. Trotzdem gibt es Impfungen gegenüber immernoch Zweifel in der Bevölkerung.
Im Frühjahr 2013 berichteten Medien in Japan über angebliche Nebenwirkungen. Dazu gehören Schwierigkeiten beim Gehen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Schmerzen. Weitere Untersuchungen folgten. Bald darauf brachen dort die Impfraten ein. Schließlich gaben japanische, europäische und amerikanische Behörden wieder Entwarnung. Offiziell fanden sie keinen Zusammenhang. Ende 2016 wurden dann die Debatten durch eine tierexperimentelle Arbeit weiter befeuert. Toshihiro Nakajima von der Tokyo Medical University fand heraus, dass kommerzielle Vakzine zu strukturellen Schäden im Körper führen. Er gab Mäusen große Dosen des HPV-Impfstoffes zusammen mit einem Pertussis-Toxin, um die Einwanderung ins Nervensystem zu erleichtern. Die Behandlung beeinträchtigte aber Körperfunktionen der Nager. Eine postmortale Untersuchung zeigte strukturelle Schäden, mehr Apoptose und weitere Auffälligkeiten im Gehirn der Versuchstiere. Kritiker greifen die Studie aber in mehrfacher Hinsicht an. „Dieser Versuchsaufbau imitiert in keiner Weise die Immunisierung mit HPV-Impfstoffen, arbeitet mit zu hohen Dosen und manipuliert die Membranpermeabilität“, schrieb ein 20-köpfiges Forschergremium aus Antwerpen. Kollegen aus Melbourne fordern sogar, die Experimente zu wiederholen. Nakajima verteidigt jedoch die Methoden seiner Gruppe. Fragmente solcher Diskussionen landen immer wieder in der Laienpresse und führen in der Öffentlichkeit zu weiteren Zweifeln am Impfstoff.
Cochrane-Experten haben nun eine Übersicht der Literatur veröffentlicht. Basis waren 26 Studien zur Effektivität und Sicherheit der HPV-Impfung. Die Metaanalyse umfasste 73.428 Teilnehmer mit einem Follow-up von 1,3 bis 8,0 Jahren. Bei Mädchen und Frauen, die noch nie mit HPV 16 und HPV 18 infiziert worden waren, verringerte sich das Risiko für die HPV-Vorstufe CIN2+ (Cervical Intraepithelial Neoplasia grade 2+) von 164 auf 2 Fälle pro 10.000 Frauen. Bei CIN3+ sank der Wert von 70 auf 0 je 10.000 Teilnehmerinnen. Als Vergleichsgruppe zogen die Cochrane-Autoren entweder Placebo-Impfungen oder andere Vakzine (außer HPV) heran. Frauen, die erst im Alter von 24 bis 45 Jahren gegen HPV geimpft worden waren, profitierten nicht, was sich mit der gängigen Lehrbuchmeinung deckt. Über alle Altersgruppen hinweg ergaben sich keine Anhaltspunkte für schädliche Effekte. Den Autoren zufolge seien Impfungen also als „sicher und wirksam“ einzustufen.
Privatdozent Dr. Andreas M. Kaufmann von der Klinik für Gynäkologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, erklärt: „Dieses Cochrane Review bestätigt die hohe Effektivität und Sicherheit der Impfung gegen humane Papillom-Viren.“ Dabei seien „alle hochrangigen und qualitativ sehr gut durchgeführten Studien zusammengefasst und die Impfstoffgruppen mit den Placebo-Gruppen verglichen worden“. Seiner Einschätzung nach haben sich die „uneingeschränkten Empfehlungen der generellen HPV-Impfung durch deutsche und internationale Autoritäten“ bestätigt. Kaufmann weiter: „Jegliche bisherigen Informationen über eine Gefährdung durch HPV-Impfung sind völlig unbegründet und vermindern den Schutz von Frauen vor vermeidbarer Erkrankung bei Unterlassung der Impfprävention.“