Es ist das Thema, das viele Leser nicht so richtig mögen: Telemedizin. Gibt es Ärzte, die darin eine Chance sehen? Wir würden mit dieser seltenen Spezies gerne in Kontakt treten.
„Telemedizin? Hab ich nicht nötig“, sagte ein Dermatologe, als ihn eine DocCheck-Redakteurin in der Sprechstunde auf das Thema ansprach. Zwar gibt es viele Versuche, das Gesundheitswesen digitaler zu gestalten, die Ärzteschaft scheint aber größtenteils desinteressiert zu sein.
Der jüngste Vorstoß in diese Richtung ist das „Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“. Der Entwurf wurde vor wenigen Tagen im Bundeskabinett beschlossen. Darin wird deutlich, dass sich der Druck auf Ärzte, bei der Telemedizin mitzumachen, erhöhen wird. Besonders schmerzhaft: Wer den TI-Anschluss durch einen Konnektor verweigert, muss mit einem Honorarabzug von 2,5 Prozent rechnen. Dieser gilt für alle Versorgungsanlässe mit direktem Arzt-Patienten-Kontakt, bei denen die Versichertenkarte eingelesen wird.
Durch die Telematik-Infrastruktur soll eine große Plattform entstehen, die alle Beteiligten im Gesundheitswesen miteinander vernetzt. Apotheken und Krankenhäuser sind ab März 2020 bzw. 2021 zum Anschluss verpflichtet. Niedergelassene Ärzte können noch darauf verzichten, müssen dann aber zahlen.
Laut Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd) lehnt etwa die Hälfte der Befragten ihn ab. Auch wir berichteten bereits über Kritikpunkte wie die Monopolstellung des Herstellers, Sicherheitslücken oder technische Probleme, die Ärzte mit den Konnektoren haben. Vor allem letztere haben sich herumgesprochen und für Skepsis gesorgt. Weil es sich um eine Empfehlung auf freiwilliger Basis handelt, wird es wohl eine beachtliche Zahl von Medizinern geben, die lieber auf 2,5 Prozent ihres Honorars verzichten, als sich mit der neuen Technologie zu beschäftigen.
Im Entwurf heißt es außerdem, dass ein Verschreiben von Apps erleichtert werden soll. Das ist gut zu wissen. Die Vorstellung, dass Ärzte Apps so routinemäßig verschreiben wie Medikamente, entspricht aber wohl erstmal nur der Wunschvorstellung von Jens Spahn. Was das Thema Videosprechstunden angeht, sieht der Entwurf lediglich einen Informationsservice für Patienten vor: Es soll künftig eine Auflistung von Ärzten geben, die eine solche Form der Sprechstunde anbieten. Sie wird vermutlich recht überschaubar sein.
Werden Ärzte ins kalte Wasser geworfen, wenn es um die Umsetzung von Telemedizin geht? Ist das System noch nicht ausgeklügelt genug? Bestimmt gibt es Gründe, warum die Telemedizin nicht besonders beliebt ist. Wir wollen von euch konkret wissen, welche!
Aber auch die Meinung von Ärzten, die schon mitten in der Telemedizin stecken, interessiert uns sehr:
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