Der Umstand, dass homöopathische Arzneimittel von den gesetzlichen Krankenversicherern unter bestimmte Umständen erstattet wird, ist nicht unumstritten. Der SPD-Gesundheitspolitiker Prof. Dr. med. Karl Lauterbach möchte diese Regelung am liebsten abschaffen, zumal die oberste französische Gesundheitsbehörde festgestellt hat, dass es keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege für deren Wirksamkeit gibt.
Es gibt mehrere Gründe, warum Homöopathie nicht wirken kann:
1. Similia similibus non curentur
Einer der wichtigsten Grundsätze der Homöopathie ist "Gleiches wird mit Gleichem geheilt". Das würde bedeuten, dass zum Beispiel Koffein, welches bekannter Maßen eine anregende Wirkung hat, also wach macht, bei Schlaflosigkeit wirkt. Es müsste nur nach den Prinzipien der alternativen Behandlungsmethode ausreichend verdünnt werden. Dieses Prinzip wurde vom Gründungsvater der Homöopathie Samuel Hahnemann vor etwa 200 Jahren erfunden und steht heute in homöopathischen Lehrbüchern. Ein wissenschaftlicher Beleg steht bis heute aus und widerspricht allen Erfahrungen.
2. "Potenzieren" verstärkt die Wirkung nicht
Gemäß den Grundlagen der Homöopathie müsste die schlafinduzierende Wirkung von Koffein zunehmen, je mehr man seinen Kaffee verdünnt, weshalb man von Potenzierung spricht. Die Mischung wird mir Wasser versetzt und gemischt und schließlich auf Zuckerkügelchen, die bekannte Globuli verteilt. Dies steht im krassen Widerspruch zu den Erkenntnissen der Chemie und Physiologie, die klar belegt, dass Dosis und Wirkung in einem proportionalen Verhältnis stehen. Anders ausgedrückt: viel hilft viel (oder auch: Die Dosis macht das Gift). Jeder kennt diesen Zusammenhang auch im Alltag, denn zwei Flaschen Bier machen beispielsweise betrunkener als eine Flasche.
3. Homöopathische Arzneimittel sollten nicht wirkstofffrei sein
Die starke Verdünnung (Potenzierung) homöopathischer Arzneimitten kann mitunter so hoch sein, dass selbst die Verfechter den Methode zugeben, dass es sein kann, dass diese gar keinen Wirkstoff mehr enthalten, aber trotzdem wirksam sein sollen. Das ist so, als würde man einen Stück Würfelzucker in einen Swimmingpool werfen, umrühren und dann behaupten, dass Wasser schmecke jetzt süß. Die Wirkung chemischer, aber auch pflanzlicher Medikamente beruht aber darauf, dass ihr Wirkstoff in irgendeiner Weise in Stoffwechselvorgänge im Körper eingreift, indem er beispielsweise an geeignete Rezeptoren andockt. Um beim Beispiel Koffein zu bleiben: Verdünnt man Kaffee solange, bis quasi kein Koffein mehr nachweisbar ist, dann hat man Wasser. Das aber macht weder wach, noch müde. Nach den Prinzipien der Homöopathie müsste es jedoch genau das.
4. Das Gedächtnis des Wassers gibt es nicht
"Ja aber", argumentieren Homöopaten ihrer Überzeugung nach, "selbst wenn in der Lösung kein Wirkstoff mehr vorhanden ist, so erinnert sich das Wasser durch das ständige Durchmischen an das ursprüngliche Molekül."
Eine solche Überlegung muss man als naturwissenschaftlich denkender Mensch als esoterisch ablehnen. Selbst die Anhänger der Methode können dieses angebliche Phänomen nicht erklären, da es jeder Grundlage entbehrt. Wassermoleküle haben keine Speicherfunktion, und selbst auf quantenmechanischer Basis lehnen Physiker eine solche Eigenschaft ab.
5. Der Placebo-Effekt ist real
Was übrig bleibt ist die Placebowirkung. Das diese mächtig ist, zeigen nicht nur die manchmal erstaunlich hohen Nebenwirkungsraten in der Placebogruppe bei wissenschaftlichen Studien. Der Körper reagiert spürbar auf die Einnahme eines Scheinpräparates – sowohl im positiven wie auch im negativen Sinne –, was bei einer Linderung oder gar Heilung wahrscheinlich auf eine Aktivierung die Selbstheilungskräfte des Körpers zurückzuführen ist. Dieser Effekt funktioniert sogar bei Babys, Kleinkindern und Tieren (placebo by proxy), da diese unter anderem über nonverbale Kommunikation die Veränderung der Einstellung bei ihren Bezugspersonen wahrnehmen.
Daher können homöopathische Arzneimitten tatsächlich wirken, aber eben nicht über den Placebo-Effekt hinaus. Gleiches gilt jedoch auch für banales Leitungswasser.
6. Homöopathie gehört nicht zur Naturheilkunde
Die Naturheilkunde beruht auf der Anwendung natürlicher, beispielsweise pflanzlicher Wirkstoffe, welche eine nachweisbare Wirkung, aber auch mögliche Nebenwirkungen haben. (Nicht von ungefähr stammen einige der gefährlichsten Gifte wie Tetrodoxin aus der Natur.) Daher sind naturheilkundliche Medikamente nicht per se "sanfte" Medizin, sondern mitunter hochpotent. Sie enthalten eine Substanz, die mit dem Körper interagiert. Dies trifft auf die Homöopathie jedoch nicht zu.
7. Keine Nachweisbare Wirkung
In Europa erfolgt die Zulassung eines Wirkstoffes nur dann, wenn in einer ausreichenden dimensionierten Studie mit statistischer Signifikanz belegt werden konnte, dass dieses Präparat eine gegenüber Placebo oder der Standard-Therapie überlegene Wirkung hat. Dies konnte für die Homöopathie bisher in keinem Fall erbracht werden.
Diese Umstände werden jedoch nicht nur von der Pharmaindustrie oder der Schulmedizin propagiert. Selbst die ehemalige Professorin für Komplementärmedizin an der Berliner Charité Claudia Witt gibt zu, dass in 200 Jahren nicht gezeigt werden konnte, dass homöopathische Arzneimittel besser wirken als Placebo.