Rivastigmin, ein bekannter Arzneistoff zur Therapie von Demenzerkrankungen, wirkt auch bei Morbus Parkinson. Patienten gehen sicherer und stürzen seltener. Dem Vorteil stehen schwerwiegende Nebenwirkungen gegenüber.
Bei Morbus Parkinson gehen Nervenzellen in der Substantia nigra zugrunde, die Dopamin produzieren. Als Folge kommt es zu einem relativen Überschuss an Acetylcholin. Gerät das Gleichgewicht an Neurotransmittern aus den Fugen, treten Störungen motorischer, sensorischer, psychischer und vegetativer Funktionen auf. Dazu gehören auch Demenzen.
Emily J. Henderson von der University of Bristol untersuchte deshalb, ob Rivastigmin vielleicht wünschenswerte Effekte zeigt. Der Cholinesteraseinhibitor kommt schon länger bei Patienten mit Alzheimer-Demenz zum Einsatz. Sie profitieren von geringen, aber dennoch signifikanten Verbesserungen ihrer Lebensqualität und ihrer kognitiven Leistung. Für eine Studie rekrutierte Henderson jetzt 130 Patienten mit Morbus Parkinson, die mindestens einen Sturz hinter sich hatten, jedoch ohne kognitive Schwäche. Sie bekamen entweder hoch dosiertes Rivastigmin oder Placebo. Nach 32 Wochen erfasste das Team Variabilitäten bei Schrittzeiten als Maß für die Gangunsicherheit. Dieser Wert wurde durch Rivastigmin signifikant um 28 Prozent gesenkt, verglichen mit der Placebo-Gruppe. Lenkte Henderson ihre Teilnehmer durch leichte Denksportaufgaben beim Gehen ab, waren es noch 21 Prozent.
Ob Rivastigmin eines Tages wirklich bei Morbus Parkinson zum Einsatz kommt, ist den Studienergebnissen zufolge mehr als fraglich. 31 Prozent aller Patienten quälten sich mit Übelkeit (Placebo: fünf Prozent), und 17 Prozent mit Erbrechen (Placebo: ebenfalls fünf Prozent). In einem Editorial fordert Caroline Moreau deshalb weitere Studien. Neue Erkenntnisse zur Problematik schwerer Nebenwirkungen sind aber nicht zu erwarten. Aus ähnlichen Gründen stellt das Pharmakon keine gute Alternative dar, um Herzinfarkt-Risiken zu senken – trotz der ebenfalls guten Daten aus älteren Untersuchungen.