Ein neu entdeckter Schädigungsweg von Nervengewebe durch ein endogenes Retrovirus könnte für Patienten mit progressiver Multipler Sklerose (MS) relevant sein.
Wissenschaftler der Uniklinik Düsseldorf sowie aus den USA und Kanada konnten nachweisen, dass das Hüllprotein (ENV) des pathogenen humanen endogenen Retrovirus Typ W (pHERV-W) im Zentralnervensystem dazu führt, dass Mikrogliazellen myelinisierte Nervenfasern angreifen. Diese werden somit geschädigt.
Bisher wurden bereits zwei klinische Studien durchgeführt, in denen überprüft wurde, ob das ENV-Protein durch einen spezifischen Antikörper neutralisiert werden kann. MRT-Aufnahmen von Probanden zeigten, dass die Neurodegeneration bei denjenigen Teilnehmern vermindert werden konnte, die den Antikörper Temelimab erhielten. Nach Angaben der Wissenschaftler müssten zukünftigen Studien bei Patienten mit progressiver MS untersuchen, ob der Antikörper ebenfalls die klinischen Symptome der Erkrankung, die infolge der Nervenschädigungen auftreten, verbessern kann.
Bisher können mit den vorhandenen Medikamenten lediglich die entzündlichen Aspekte der schubförmigen MS wirksam therapiert werden, nicht jedoch die neurodegenerativen Schäden, die bei fortschreitendem Krankheitsverlauf dominieren.
Quelle: © Arne Claussen / Pressemitteilung HHU / docc.hk/7yqvf8 // David Kremer et al. / PNAS / docc.hk/jvhfm9
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