Für die Behandlung von Nasenpolypen gibt es ein neues Medikament, das die FDA vor wenigen Tagen zugelassen hat. Die Zahl der Operationen lasse sich durch die Therapie deutlich reduzieren, sagen die Forscher. Der Wirkstoff ist nicht neu, nur das Anwendungsgebiet.
Seit dieser Woche gibt es das erste von der FDA zugelassene Medikament zur Behandlung von Nasenpolypen. Es handelt sich bei Nasenpolypen um Wucherungen in der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen. Wie sie entstehen, ist noch nicht klar, oft stehen sie aber in Zusammenhang mit chronischer Rhinosinusitis, weshalb ein entzündlicher Trigger vermutet wird.
Das neue Medikament enthält den Wirkstoff Dupilumab, ein rekombinanter, humaner, monoklonaler IgG4-Antikörper, der entzündungshemmend und immunsuppressiv wirkt. Die Zytokine IL-4 und IL-13 werden gehemmt, infolge unterbleibt eine Immunreaktion. Seit 2017 kommt der Wirkstoff bei der Behandlung von atopischer Dermatitis zum Einsatz. Als Add-on-Erhaltungstherapie bei schwerem Asthma mit Typ-2-Inflammation dient Dupilumab seit 2018. Nasenpolypen kommen jetzt als weiteres Anwendungsgebiet hinzu.
„Nasale Polypen können zu einem Geruchsverlust führen und machen häufig einen Eingriff erforderlich, bei dem die Polypen entfernt werden“, sagt Dr. Seymour von der FDA-Forschungsabteilung für pulmonale Produkte in der aktuellen Pressemitteilung. Die Behandlung mit Dupilumab könnte das ändern, ist sie überzeugt. Das Medikament sei gedacht für Patienten, „deren nasale Polypen nicht adäquat durch intranasale Steroide therapiert werden können. Außerdem reduziert das Medikament die Notwendigkeit einer Operation und oraler Steroide.“
Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffs in Hinsicht auf die Behandlung von Nasenpolypen sah die FDA durch die Ergebnisse zweier Studien gewährleistet. Dabei handelt es sich um von Sanofi und Regeneron unterstützte Untersuchungen. Die bisher veröffentlichten Eckdaten sind hier und hier verlinkt.
Untersucht wurden 724 Patienten mit chronischer Rhinosinusitis. Trotz Behandlung mit intranasalen Kortikosteroiden wiesen sie Symptome auf. Die Hälfte der Teilnehmer erhielt Dupixent®, die andere ein Placebo. Bei jenen Patienten, die Dupilumab erhalten hatten, wurde eine signifikante Reduktion der Nasalpolypengröße und der nasalen Verstopfung festgestellt im Gegensatz zur Placebogruppe. Zudem verbesserte sich in der Wirkstoffgruppe das Riechvermögen, die Teilnehmer benötigten außerdem seltener eine Polypenoperation und orale Steroide. Ein Auszug der konkreten Zahlen:
Die Gabe erfolgt jede zweite Woche per Injektion. Das Medikament soll von einem Arzt verabreicht werden, nach entsprechener Anleitung halten die Entwickler des Medikaments auch die Selbstanwendung zuhause für denkbar.
Die beiden häufigsten Nebenwirkungen, die in der Wirkstoffgruppe öfter auftraten als in der Placebogruppe, waren Hautreaktionen an der Injektionsstelle (14,8 % vs. 13,3 %) und Nasenbluten (7,7 % vs. 3,0 %). Des Weiteren weist die FDA auf Augenprobleme hin, die zu den bekannten Nebenwirkungen des Wirkstoffs zählen. Bei Rötungen, Jucken oder Entzündung sollten Patienten einen Arzt aufsuchen. Außerdem wird in dem Schreiben davon abgeraten, zeitgleich Lebendimpfstoffe zu erhalten.
Auch andere Anwendungsmöglichkeiten könnten in der Zukunft hinzukommen, erklärt Dr. Yancopoulos vom Biotechnologie-Unternehmen Regeneron in einer Pressemitteilung. Bei der Hemmung einer Typ-2-Inflammation sollen IL-4 und IL-13 verstärkter als Schlüsselfaktoren in den Fokus rücken. Derzeit erforscht Yancopoulos mit seinen Kollegen in diesem Zusammenhang die Eosinophile Ösophagitis sowie Lebensmittel- und Umweltallergien.
Bildquelle: Klaus D. Peter, Wiehl, Germany