Ein 23-Jähriger wird vom Rettungsdienst zu uns gebracht. Er hat Amphetamine konsumiert, im Einsatzprotokoll steht, er sei „aggressiv und steuerungsunfähig“. Wie vermeide ich, dass die Situation eskaliert?
Als der Patient auf der Station ankommt, läuft er getrieben auf und ab und zeigt sich aversiv. Ein ruhiges Gespräch erscheint zunächst unmöglich, er besteht aber darauf, sofort rauszudürfen.
Diese Situation kann schnell gefährlich werden. Das psychiatrische Behandlungsteam muss die Gefährdung durch diesen Patienten einschätzen. Wenn eine akute Gefahr für ihn oder andere besteht, kann eine kurzzeitige Zwangsunterbringung erforderlich sein. Wenn die eingeforderte sofortige Entlassung aber nicht möglich ist, ist bei einem amphetaminintoxizierten Patienten auch gewalttätiges Verhalten gegenüber Mitarbeitern vorstellbar.
Eine ruhige, klare und zielorientierte Gesprächsführung kann hier helfen, eine körperliche Auseinandersetzung zu verhindern. Der Patient möchte sofort wissen, wie es jetzt weitergehen wird und sein Gesprächspartner im Team kann ihm erklären, was als nächstes passiert. Wie könnte so ein Gespräch aussehen?
Patient: „Lass mich raus! Ich will nach Hause, lass mich sofort hier raus!”Arzt: „Sie wollen jetzt hier raus, Sie wollen nach Hause. Das kann ich verstehen.”Patient: „Du verstehst gar nichts! Was willst du überhaupt von mir? Lass mich hier jetzt raus!”Arzt: „Mein Name ist Müller, ich bin der für Sie zuständige Stationsarzt. Ich bin im Moment in erster Linie dafür zuständig, dass hier alle in Sicherheit sind. Dass sie und alle anderen in Sicherheit sind.”Patient: „Quatsch, Sicherheit. Was redest du hier von Sicherheit? Ich will nach Hause! Lass mich jetzt endlich hier raus!”Arzt: „Ich will mir erst mal ein Bild machen, was hier überhaupt los ist. Erklären Sie mir, was los ist?”Patient: „Das kann ich ihnen gerne erklären, aber dann will ich hier raus!”Arzt: „Na, gut, dann frage ich Sie mal ganz direkt: Die Rettungsassistenten, die Sie gebracht haben, berichteten, Sie seien auf einer Party ziemlich ausgerastet. Stimmt das?”Patient: „Quatsch! Ich habe mir bloß von den Idioten nicht sagen lassen, wie laut ich Party mache. Ich bin nicht ausgerastet!”Arzt: „Okay, ich habe jetzt die Aufgabe, zu prüfen, ob wirklich alles in Ordnung ist. Ich will den Einsatzbericht lesen und Sie kurz untersuchen. Danach besprechen wir, wie es weitergeht. Ist das okay für Sie?”Patient: „Ja klar, quatschen wir. Aber dann gehe ich!”Arzt: „Je nach dem, wie ich die Situation einschätze, kann es auch sein, dass ich Sie bitten muss, hier erstmal ihren Rausch auszuschlafen und morgen zu gehen. Aber lassen Sie uns erst einmal reden. Okay?”Patient: „Reden können wir. Aber ich bin nicht gefährlich und ich will gleich nach Hause.”Arzt: „Okay, es ist gut, dass wir jetzt erst mal reden und die Situation klären können. Kommen sie, wir setzen uns erst mal hier hin.”Patient: „Von mir aus. Haben Sie was zu trinken? Ich habe tierischen Durst.”Arzt: „Klar. Ich habe hier Mineralwasser. Bitte sehr…”
Patient: „Lass mich raus! Ich will nach Hause, lass mich sofort hier raus!”
Arzt: „Sie wollen jetzt hier raus, Sie wollen nach Hause. Das kann ich verstehen.”
Patient: „Du verstehst gar nichts! Was willst du überhaupt von mir? Lass mich hier jetzt raus!”
Arzt: „Mein Name ist Müller, ich bin der für Sie zuständige Stationsarzt. Ich bin im Moment in erster Linie dafür zuständig, dass hier alle in Sicherheit sind. Dass sie und alle anderen in Sicherheit sind.”
Patient: „Quatsch, Sicherheit. Was redest du hier von Sicherheit? Ich will nach Hause! Lass mich jetzt endlich hier raus!”
Arzt: „Ich will mir erst mal ein Bild machen, was hier überhaupt los ist. Erklären Sie mir, was los ist?”
Patient: „Das kann ich ihnen gerne erklären, aber dann will ich hier raus!”
Arzt: „Na, gut, dann frage ich Sie mal ganz direkt: Die Rettungsassistenten, die Sie gebracht haben, berichteten, Sie seien auf einer Party ziemlich ausgerastet. Stimmt das?”
Patient: „Quatsch! Ich habe mir bloß von den Idioten nicht sagen lassen, wie laut ich Party mache. Ich bin nicht ausgerastet!”
Arzt: „Okay, ich habe jetzt die Aufgabe, zu prüfen, ob wirklich alles in Ordnung ist. Ich will den Einsatzbericht lesen und Sie kurz untersuchen. Danach besprechen wir, wie es weitergeht. Ist das okay für Sie?”
Patient: „Ja klar, quatschen wir. Aber dann gehe ich!”
Arzt: „Je nach dem, wie ich die Situation einschätze, kann es auch sein, dass ich Sie bitten muss, hier erstmal ihren Rausch auszuschlafen und morgen zu gehen. Aber lassen Sie uns erst einmal reden. Okay?”
Patient: „Reden können wir. Aber ich bin nicht gefährlich und ich will gleich nach Hause.”
Arzt: „Okay, es ist gut, dass wir jetzt erst mal reden und die Situation klären können. Kommen sie, wir setzen uns erst mal hier hin.”
Patient: „Von mir aus. Haben Sie was zu trinken? Ich habe tierischen Durst.”
Arzt: „Klar. Ich habe hier Mineralwasser. Bitte sehr…”
Um in einem Gespräch erst mal einen vernünftigen Kontakt herzustellen, ist es wichtig, dass der Patient erkennt, dass sein Gesprächspartner ihn wirklich verstehen will, dass der Gesprächspartner nicht nur seinen eigenen Text abspulen und seine eigenen Ziele verfolgen möchte. Gleichzeitig ist es erforderlich, unverrückbar bei der Wahrheit zu bleiben und die ist nun mal auch, dass das Behandlungsteam für die Sicherheit verantwortlich ist und alles nicht so schnell geht, wie der Patient sich das wünscht. Das Gespräch oben ist natürlich etwas verkürzt, aber es könnte schon so ähnlich ablaufen.
Brenzlige Situationen können sehr unterschiedlich sein und die Herangehensweise ist es dementsprechend auch. Einem dementen Patienten, der glaubt, in einen Keller eingeschlossen zu sein, tritt man anders gegenüber als einem psychotischen Patienten und dem wiederum anders als einem intoxizierten Patienten.
Zum Glück kann man herausfordernde Situationen dieser Art ganz gut trainieren. Und genau das habe ich letztens über zwei Tage lang gemacht. In unserem Krankenhaus ist ein solches Deeskalationstraining für Mitarbeiter, die Patientenkontakt haben, alle zwei Jahre verbindlich vorgeschrieben.
Im Training, wir machen es nach ProDeMa, lernt man, wie man mit größtmöglicher Sicherheit für alle Beteiligten, also Mitarbeiter und Patienten, kritische Situationen deeskalieren kann. Nach einem Theorieteil zur Entstehung von gefährlichen Situationen lernt und übt man zuerst verbale Deeskalationsstrategien. In einem zweiten Teil lernt und übt man, sich zu befreien, wenn man etwa festgehalten wird. Und schließlich übt man auch, wie man einen Patienten, der immobilisiert werden muss, für alle Beteiligten sicher unter Kontrolle bringen kann.
Deeskalationskurse sind gute Hilfen, um Zwangsmaßnahmen zu verhindern, oder, wenn sie doch stattfinden müssen, sicherer zu gestalten. Die Zeit für Trainings dieser Art ist gut investiert, sowohl für Teams, die in der Psychiatrie arbeiten, als auch für Teams, die in Notaufnahmen arbeiten.
Habt ihr Erfahrungen mit solchen Situationen? Habt ihr schon mal ein Deeskalationstraining gemacht? Schreibt eure Erfahrungen in die Kommentare!
Bildquelle: Mitch Lensink, unsplash