In unserer psychologievernarrten Welt gibt es einen verhängnisvollen Trend: Handlungen und Gefühlslagen, die zum ganz normalen Spektrum der psychologischen Vorgänge gehören, werden andauernd mit pathologisierenden Begriffen belegt.
Ich nenne mal ein paar Beispiele:
Mit der gleichen überschießenden Leidenschaft werden traurige Menschen, die einfach mal ganz normal und ohne Krankheitswert traurig sein wollen, in unverrückbarer Falschheit immer und von jedem depressiv genannt.
Aber das ist falsch. Denn traurig sein, heißt eben gerade nicht, dass man depressiv ist. Die Depression ist eine Krankheit und eine depressive Stimmungslage ist ihr Kernsymptom. Wer hingegen keine Depression hat, der ist einfach traurig, niedergeschlagen, besorgt, verzweifelt, down, aber eben nicht depressiv. Den Begriff sollten wir ausschließlich für die Kranken reservieren.
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