Inselzell-Transplantationen könnten etlichen Patienten mit Typ 1-Diabetes helfen. Derzeit machen Abstoßungsreaktionen Ärzten einen Strich durch die Rechnung. Ein neues Polymer könnte diese Schwachstelle beseitigen.
Bei Typ-1-Diabetes kommt es zum Insulinmangel, da Beta-Zellen ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Bis zu zehn Prozent aller Diabeteserkrankungen lassen sich auf diese Form zurückführen. Insulingaben stehen bei Ärzten an erster Stelle, obwohl es Alternativen gibt. Langerhans-Inseln lassen sich auf einen Spender übertragen. Verglichen mit der hohen Zahl an Patienten greifen Endokrinologen nur selten zum Verfahren. Um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden, müssen Betroffene Immunsuppressiva einnehmen, was mit größeren Einschränkungen verbunden ist als die regelmäßige Insulingabe. Jetzt berichten US-Forscher von einer Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen.
Arturo J. Vegas vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) stellt in Nature Biotechnology ein neues Polymer vor. Seine Idee ist, Inselzellen dem Zugriff unseres Immunsystems zu entziehen. Bislang scheiterten Versuche mit Polymerkapseln an einem immunologischen Phänomen. Nach kurzer Zeit werden die mikroskopischen Gebilde im Zuge einer Fremdkörperreaktion von Narbengewebe umschlossen. Über einen kombinatorischen Ansatz gelang es Vegas jetzt, chemisch modifizierte Hydrogele zu entwickeln. Sie schützen Inselzellen, ohne ihre Funktionalität zu beeinträchtigen. Chemiker stellten unterschiedliche Derivate von Alginsäure her und wurden bei TMTD-Verbindungen (Triazol-Thiomorpholindioxid) schließlich fündig.
Forscher machten die Probe aufs Exempel. Sie wählten transgene Mäuse mit starker Immunreaktion aus und zerstörten deren Beta-Zellen chemisch. Anschließend verabreichte Vegas künstlich verpackte Inselzellen. Über Poren gelang der Stoffaustausch mit der Umgebung, inklusive Aufrechterhaltung von Regelkreisen. Nager profitierten 174 Tage lang von der Therapie. Trotzdem bleiben Unsicherheiten. Im Körper nicht-menschlicher Primaten traten ebenfalls keine Abstoßungsreaktionen auf. Ob sich der deutlich höhere Bedarf an Insulin über verpackte Inselzellen decken lässt, wird sich zeigen. Im besten Fall sind die Forscher auf eine Goldader gestoßen. Sie haben sich bereits verschiedene Patente gesichert, unter anderem für die Polymere und für die Herstellung von Beta-Zellen.