Große Sorgen vor den olympischen Spielen 2016: Nicht nur Sportler sind am Start – auch Aedes-Mücken werden in Rio de Janeiro so manchen Stich machen. Nach jahrelanger Passivität wächst die Angst vor Infektionen mit Zika-Viren.
Gestern hat die Weltgesundheitsorganisation WHO aufgrund von Zika-Viren den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Barbados, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Französisch-Guyana, Guatemala, Guadeloupe, Guyana, Haiti, Honduras, Martinique, Mexiko, Panama, Paraguay, Puerto Rico, Saint Martin, Surinam und Venezuela gelten als besonders gefährdet. Jetzt sind Organisatoren der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro in Sorge. Das Auswärtige Amt empfiehlt, „Schwangere sollten möglichst von nicht zwingend notwendigen Reisen in Gebiete mit aktuellen Zika-Ausbrüchen Abstand nehmen“. Während einer unvermeidbaren Reise sei auf die „konsequente Einhaltung persönlicher Mückenschutzmaßnahmen“ zu achten.
Zu welchen gesundheitlichen Folgen eine Infektion tatsächlich führt, ist noch unklar. Professor Dr. Christian Drosten von der Gesellschaft für Virologie (GfV) bezeichnet Mikrozephalien bei Neugeborenen als „besorgniserregend“. Kollegen aus Brasilien hatten 270 Fälle von Mikrozephalie bestätigt, aber bei 462 weiteren Verdachtsfällen das Vorliegen einer Mikrozephalie ausgeschlossen. Bei 3.448 kleinen Patienten stehen noch weitere Untersuchungen an. „Beim Zika-Virus sind derzeit noch zu viele Aspekte unverstanden, um von einer direkten Verursachung der Mikrozephalie zu sprechen“, so Drosten. „Wir wissen beispielsweise, dass es nicht bei jedem Kind, dessen Mutter in der Schwangerschaft eine Zika-Virus-Infektion durchgemacht hat, zu Fehlbildungen kommt.“ Auch bei früheren Ausbrüchen in anderen Ländern sei dieses Phänomen nicht aufgetreten. „Der Verdacht auf eine Fruchtschädigung bei Infektionen mit dem Virus während der Schwangerschaft liegt nahe“, erklärt Professor Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Außerdem untersuchen Experten, ob ein Zusammenhang zwischen Zika-Infektionen und dem Guillain-Barré-Syndrom besteht. Das kann dauern. Als Sofortmaßnahme plant die Regierung, bis zu 220.000 Soldaten zu aktivieren. Sie sollen am 13. Februar mit einer Kampagne zur Mückenbekämpfung beginnen.
Davon profitieren alle Beteiligten – über Reisende wurde das Virus schon in andere Länder eingeschleppt. Wie das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin weiter berichtet, gab es in Deutschland seit 2013 zehn Infektionen. Fünf der Betroffenen hätten sich seit Oktober 2015 in Lateinamerika angesteckt. Im Zuge von Fernreisen gelangen auch Vektoren wie Aedes aegypti oder Aedes albopictus nach Europa. Christian Drosten gibt trotzdem Entwarnung: „Das Zika-Virus wird sich nicht in Deutschland ansiedeln.“ Seine Erklärung: „Wären die Bedingungen in Deutschland ganzjährig gegeben, wäre Deutschland längst ein Verbreitungsgebiet des Dengue-Fiebers, das sich seit Jahren sehr viel stärker ausbreitet als das Zika-Virus.“ Für ihn steht die Entwicklung einer Impfung im Fokus. Dafür hat die Europäische Union zehn Millionen Euro an Forschungsgeldern ausgelobt.