Ein Patient muss aufgrund einer Aortendissektion sofort operiert werden. Während des Eingriffs bricht plötzlich Feuer aus – im Brustraum des Patienten. Was ist passiert?
Ein 60-jähriger Patient mit bekannter COPD wird mit einer akuten Aortendissektion Typ A im Krankenhaus vorstellig und muss operiert werden. Der Patient erhält eine Inhalationsanästhesie mit Sevofluran sowie eine Propofol-Infusion.
Unter der Operation fällt den Medizinern auf, dass die Lunge des Patienten aufgrund der COPD zahlreiche Bullae aufweist. Der rechte Lungenflügel liegt direkt am Sternum an. Obwohl die Ärzte versuchen, die Sternotomie möglichst vorsichtig durchzuführen, wird eine dieser Bullae punktiert. Um diese große Lungenpunktion zu kompensieren, wird der verabreichte Sauerstoff auf 100 Prozent gestellt und die Gabe der anästhetischen Gase auf 10 Liter pro Minute erhöht.
Bald darauf nehmen die Mediziner den Geruch von Sevofluran im Operationsraum wahr, das durch die punktierte Lunge des Patienten ausströmt. Plötzlich entzündet sich eines der sterilen OP-Tücher in der Brusthöhle des Patienten, als die Ärzte den elektrischen Kauter verwenden. Die feine Drahtschlinge an der Spitze des Geräts wird durch elektrischen Strom erhitzt und zum Schneiden von Gewebe benutzt.
Das Sevofluran hat sich in Kombination mit dem verabreichten Sauerstoff zu einem leicht entflammbaren Gasgemisch entwickelt. Als der Kauter zum Einsatz kommt, entzündet sich das Gas. Zum Glück kann das Feuer sofort gelöscht werden, ohne dass der Patient zu Schaden kommt. Der Rest der Operation verläuft erfolgreich und ohne weitere Zwischenfälle.
Bisher wurde über sechs weitere derartige Fälle weltweit berichtet. Bei allen waren trockene sterile Operationskits, eine erhöhte Sauerstoffgabe und Elektrokauter im Spiel und, wie auch in diesem Fall, litten alle Patienten an Lungenerkrankungen. Glücklicherweise trug keiner der betroffenen Patienten einen bleibenden Schaden davon.
Artikel von Natascha van den HoefelQuelle: Shaylor und Pillai / Abstract ESABildquelle: Guido Jansen, Unsplash