Schon geringe Mengen Abendlicht reichen aus, um die Produktion des Schlafhormons Melatonin zu verzögern. Die Untergrenze ist dabei deutlich geringer als bisher angenommen – und variiert von Person zu Person, was Schlafstörungen erklären könnte. Dass das künstliche Licht, dem der Mensch seit der Neuzeit abends ausgesetzt ist, den zirkadianen Rhythmus manipuliert, ist bekannt – jedoch nicht ab welchem Lux-Wert dies geschieht. Australische Forscher haben deshalb 55 Versuchspersonen mit wechselnden Lichtmengen vor dem Zubettgehen konfrontiert. Eine Woche lang verbrachten sie die letzten vier Stunden vor ihrer gewöhnlichen Schlafenszeit bei weniger als einem Lux, also extrem schwachen Dämmerlicht. Die folgenden fünf Wochen variierte die Lichtstärke von 10 bis zu 2.000 Lux. Zu jeder Zeit nahmen die Wissenschaftler Speichelproben, um Veränderungen bei der Melatoninausschüttung zu überwachen. Es zeigte sich, dass bereits weniger als 30 Lux ausreichen, um die Ausschüttung um 50 Prozent zu unterdrücken – ein deutlich geringerer Wert als gedacht, denn selbst gemütliche Abendbeleuchtung erreicht diesen. Bei der doppelten Menge, die einer typischen Raumbeleuchtung entspricht, verschiebt sich die Ausschüttung im Schnitt um 109 Minuten nach hinten. Hinzu kamen die individuellen Unterschiede: Während einige Teilnehmer solche Effekte bereits bei drei Lux merkten, brauchte es bei anderen ganze 300 Lux. Dies erklärt den Forschern zufolge, warum manche Menschen eher unter Schlafstörungen leiden. Vorherige Studien sahen außerdem bereits einen Zusammenhang zu Lichtsensibilität. Die Wissenschaftler vermuten genetisch bedingte Unterschiede im Nucleus suprachiasmaticus (docc.hk/fafejx) als Ursache.
Quelle: © Andrew J. K. Phillips / PNAS / docc.hk/sgdu9t
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