Mit massiven Bauchschmerzen und Erbrechen stellt sich eine 32-Jährige in der Notaufnahme vor. Kurze Zeit später bricht sie zusammen. Per Ultraschall stoßen die Ärzte schließlich auf den Übeltäter – und sind erstaunt.
Die Symptome bestehen seit einem Tag, Stuhlgang hat sie seitdem nicht mehr und ihr Bauch fühlt sich zunehmend aufgebläht an. Die Patientin leidet seit Jahren an chronischer Gastritis. Mit Verdacht auf einen mechanischen Ileus infolge narbiger Verklebungen im Bauchraum wird die Patientin stationär aufgenommen.
Sie ist verwirrt und gereizt. Im Labor zeigt sich eine schwere Anämie. Ihr Blutdruck ist schließlich nicht mehr messbar, der Puls mit 132 Schlägen/Minute tachykard. Unter der Narbe des Kaiserschnitts tasten die Ärzte eine Verhärtung.
Im Ultraschall sehen sie intraperitoneal freie Flüssigkeit. Während der sonografischen Untersuchung stutzen die Ärzte plötzlich. Im kleinen Becken befindet sich ein circa 13 Wochen alter Embryo. Die Patientin versichert, dass ihr nach der Geburt des dritten Kindes vor sechs Jahren aufgrund von Komplikationen der Uterus entfernt wurde. Beide Eileiter und das rechte Ovar scheinen bei der Hysterektomie entfernt worden zu sein, der linke Eierstock wurde jedoch erhalten. Seitdem habe sie keine Periode mehr gehabt und somit auch nicht mehr verhütet.
Trotzdem bestätigt eine Untersuchung des Urins den Fund, denn der Test auf beta-hCG ist positiv. Die Frau leidet an einem hypovolämen Schock infolge einer rupturierten ektopen Schwangerschaft. Eine Laparotomie wird durchgeführt, intraperitoneal befinden sich zu dem Zeitpunkt 4,5 Liter freies Blut.
Im Stumpf der Zervix befindet sich ein voll ausgebildeter Embryo mit intakter Fruchtblase, jedoch blutender, teilweise abgelöster Plazenta.
Den Ärzten gelingt es, die ektope Schwangerschaft aus dem Gebärmutterhals zu entfernen und die Blutung zu stoppen. Sie verlegen die Patientin anschließend auf die Intensivstation, wo sie zur Kreislaufstabilisation insgesamt acht Liter Ringerinfusion, fünf Erythrozytenkonzentrate und Dopamin über einen Perfusor erhält. Ihr Blutdruck stabilisiert sich nach zwei Stunden.
Bereits neun Tage später kann sie beschwerdefrei mit einer Hämoglobin-Konzentration von 11g/dl entlassen werden.
In dem Fallbericht appellieren die Ärzte, bei Frauen im reproduktionsfähigen Alter immer an eine mögliche Schwangerschaft zu denken. Der Fall zeige eindrücklich, dass ein einzelner Eierstock ausreiche, um eine ektope Schwangerschaft herbeizuführen und die Patientin in einen derart lebensbedrohlichen Zustand zu versetzen.
Textquelle: Ahmed et al, Journal of Medical Case ReportsBildquelle: Dave Collier, flickr