In Deutschland ist erstmals seit fast 40 Jahren ein Ausbruch von Diphterie gemeldet worden, wie das Robert Koch-Institut (RKI) bekannt gab. Demnach wurde im September 2018 ein Kind stationär aufgenommen, weil es eine schlecht verheilende Brandwunde am Oberschenkel durch eine Verbrühung mit heißem Tee auf dem Rückflug von Somalia hatte. Bei der Untersuchung eines Wundabstrichs konnte der Erreger Streptoccocus pyogenes isoliert werden, ansonsten schien das Kind gesund. In einem Kontrollabstrich nach zehn Tagen fand sich dann aber ein toxigener Corynebacterium-diphtheriae-biovar-mitis-Stamm mit Penicillin G und Erythromycin-Resistenz. Das Kind wurde isoliert und die Personen nachvollzogen, mit denen es nahen Kontakt hatte. Die Familien-Anamnese ergab, dass ein Geschwisterkind während des kürzlich erfolgten Aufenthaltes in Somalia von Insekten gestochen wurde und dass diese Stiche nun ebenfalls schlecht verheilten. In einem Wundabstrich ließen sich ebenfalls Diphterie-Erreger nachweisen, die das gleiche Antibiogramm aufwiesen. Nach durchgeführter Analyse der Erreger mittels Next Generation Sequencing (NGS) waren die Erreger der beiden Kinder identisch. Auch das Geschwisterkind wurde isoliert und allen anderen nahstehenden Personen eine Antibiotikaprophylaxe verabreicht. Die Wunden der beiden kleinen Patienten heilten durch die angesetzte Behandlung rasch ab. Nach Angaben des RKI waren beide Kinder gegen Diphterie geimpft, allerdings wirke diese Impfung nur gegen DT-vermittelte lokale und systemische Symptome der Rachen- und/oder Hautdiphterie, aber nicht gegen die Besiedlung oder Infektion durch toxigene C. diphteriae. Unklar bleibt, wo und wie die Kinder sich angesteckt haben. Nach Angaben der Wissenschaftler bestätige der beschriebene Fall aber die Bedeutung einer Hautdiphterie als möglichen Ausgangspunkt für Diphterieausbrüche. So konnte in älteren Studien bereits gezeigt werden, dass vor allem in Menschengruppen, die unter schlechten hygienischen Bedingungen und mit engem Hautkontakt leben, die Übertragung der Diphterie über den Hautweg sogar häufiger stattfindet als mittels Tröpfcheninfektionen. Mit ihrer Fallbeschreibung wollen die Wissenschaftler daran erinnern, dass auch in der heutigen Zeit noch die Möglichkeit einer Diphterie-Übertragung, auch im Fall von Hautdiphterie, besteht. Des Weiteren betonen sie, dass NGS eine gute Typisierungsmethode im Zusammenhang mit Diphterie-Erkrankungen darstellt.
Quelle: © Epidemiologisches Bulletin / RKI / docc.hk/3yx8xeBild: © Dr. P.B. Smith / CDC / docc.hk/udebc3