Weil sein Herz unaufhörlich stolpert, sucht ein 77-jähriger Mann die Notaufnahme auf. Der Fall ist für die Ärzte vorerst Routine. Das erneut aufgetretene Vorhofflimmern können die Ärzte schnell behandeln. Dass ein anderes Organ dabei massiven Schaden nimmt, erwartet niemand.
Nachdem per Ultraschall ausgeschlossen wurde, dass sich im linken Vorhof des Patienten Thromben gebildet haben, überführen die Ärzte das Herz mit einer elektrischen Kardioversion zurück in einen Sinusrhythmus. Dabei schießen sie synchron zur Herzaktion 200 Joule durch die Brust des Patienten, wodurch dieser einmalig heftig zusammenzuckt und das Herz anschließend wieder regelmäßig schlägt.
Der Patient wird kurz darauf entlassen, stellt sich jedoch sechs Stunden später erneut in der Notaufnahme vor. Diesmal verspürt er massive Schmerzen in der linken Flanke. Als Ursache vermutet man zunächst eine Harnleiterkolik, da der Mann in der Vergangenheit wiederholt unter Nierensteinen gelitten hat. Das daraufhin erstellte CT bringt jedoch einen unerwarteten Befund.
Der Patient weist eine – vermutlich durch den Elektroschock verursachte – Milzruptur auf. Die Ärzte entscheiden sich zur explorativen Laparotomie. Im Bauchraum des Patienten befindet sich ein Liter freies Blut, eine aktive Blutung ist nicht mehr zu sehen. Bei der Entfernung der Milz wird ein großer Riss entlang des lateralen und inferioren Organrandes sichtbar. Größe und Gewicht des Organs liegen im Normbereich.
Auch wenn die Kardioversion als Ursache extrem unwahrscheinlich scheint, bleibt es die einzige Erklärung. Ein anderes Trauma liegt nicht zurück, auch besteht kein Anhalt für eine hämatologische Erkrankung, die eine Milzvergrößerung mit erhöhtem Rupturrisiko erklären würde. Auch der Pathologe kann keine maligne Veränderung des Organs feststellen.
Von der Operation erholt sich der Patient gut. Da sein Vorhofflimmern wieder einsetzt, wird er am dritten Post-OP-Tag zur Prävention von Schlaganfällen antikoaguliert und kann eine Woche später entlassen werden. Ihren Bericht schließen die Ärzte mit dem Rat, jeglicher Form von neuen Beschwerden nach einer elektrischen Kadioversion genauestens auf den Grund zu gehen.
Textquelle: Kehdy et al / BMJ Case Reports / docc.hk/szdevyBildquelle: Chris Costes, flickr