Unter Psychiatern gibt es eine leidenschaftlich geführte Debatte, ob man geschlossene Stationen braucht oder nicht. Gerade kleinere Kliniken haben die Möglichkeit, fakultativ geschlossene Stationen zu führen. Doch wie lassen sich diese organisieren?
Letztens war ich als psychiatrischer Sachverständiger im Rahmen der PsychKG-Besuchskommission unterwegs. Wir haben das Bertha-Krankenhaus in Duisburg besucht. Das Bertha-Krankenhaus an diesem Standort hat vier Stationen: Eine Tagesklinik, eine offene Station für unter 50-Jährige, eine offene Station für über 50-Jährige und eine fakultativ geschlossene Station. Früher waren zwei der vier Stationen geschlossen, jetzt ist es nur noch eine, und die ist nur an manchen Tagen im Jahr geschlossen. An anderen Tagen im Jahr ist sie offen.
Nun gibt es unter den Psychiatern eine ziemlich leidenschaftlich geführte Debatte, ob man überhaupt geschlossene Stationen braucht, und wie man fakultativ geschlossene Stationen organisieren kann. Die vier hauptsächlich vertretenen Varianten sind:
Die Klinik, die ich besucht habe, praktiziert Variante 3, und das ganz unaufgeregt. Es gebe Tage und Wochen, da müsse die Tür verschlossen sein, weil ein oder mehrere Patienten der Station dies erforderlich machten. Aber es gebe auch Tage und Wochen, in denen die sonst geschlossene Station eine offene Flurtür haben könne, und dann werde das auch so gemacht und trage sehr zur Entspannung der Atmosphäre der Station bei. Man prüfe es halt jeden Morgen und entscheide dann entsprechend. Zu meinem Besuch war die Flurtür geschlossen, und das folgende Schild hing aus. An anderen Tagen sei sie einfach offen.
Ich selbst glaube, dass gerade kleine Abteilungen und Krankenhäuser öfter die Möglichkeiten haben, alle Stationen offen zu führen. Große psychiatrische Kliniken haben einfach aus statistischen Gründen sehr viel öfter Patienten in Krisen mit akuten Gefährdungen, die nicht anders beherrscht werden können. Und damit auch öfter Tage, an denen die Station geschlossen sein muss. Dann wäre es irgendwann Augenwischerei, wenn man die Station fakultativ geschlossen nennt, aber praktisch das ganze Jahr geschlossen führt.
Wenn man aber nun eine sonst geschützte Station zeitweise offen führt, ist eine besonders intensive Beziehungsarbeit, Motivationsarbeit und Haltung erforderlich. Und diese Haltung ist sehr patientenorientiert, wertschätzend und angenehm.
Das Team des Bertha-Krankenhauses ist wirklich engagiert und geht sehr bewußt und achtsam mit Zwangsmaßnahmen um, was die Häufigkeit der Notwendigkeit der Anwendung von Zwangsmaßnahmen sehr gering hält. Das hat mich positiv beeindruckt.
Wie haltet ihr es mit der Flurtür? Welche Variante habt ihr und warum? Schreibt eure Erfahrungen in die Kommentare!
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