Im vergangenen Jahr wurde die CAR-T-Zell-Therapie von Onkologen als „Advance of the Year“ bezeichnet. Bislang hat sie aber nur eine Zulassung in der Therapie hämatologischer Erkrankungen. Nun wurden Studien vorgestellt, die auch bei soliden Tumoren vielversprechende Daten zeigen.
Bei der CAR-T-Zell-Therapie werden dem Patienten zunächst T-Zellen entnommen. Diese werden dann gentechnologisch mit chimären Antigenrezeptoren gegen spezifische Oberflächenproteine von Krebszellen versehen. Anschließend erhält der Patient die nun für ihn maßgeschneiderte Therapie zurücktransfundiert.
Geraten die CAR-T-Zellen in Kontakt mit dem Antigen, beginnen sie selbständig zu proliferieren und wandeln sich in zytotoxische T-Zellen, welche die Zielzellen zerstören. Die Persistenz der CAR-T-Zellen im Organismus des Patienten kann zu einem langanhaltenden Ansprechen führen.
Derzeit sind mit Tisagenlecleucel (Kymriah®) und Axicabtagen-Ciloleucel (Yescarta®) in Deutschland lediglich zwei CAR-T-Zell-Therapien in einem zudem sehr engen Indikationsspektrum zugelassen. Beide Therapien sind auf das Oberflächenprotein CD19 abgerichtet und können entsprechend bei rezidivierten und therapie-refraktären diffusen großzelligen B-Zell-Lymhomen beziehungsweise einer rezidivierten akuten lymphatischen B-Zell-Leukämie (B-ALL) bei jungen Patienten eingesetzt werden.
Da die Durchführung einer CAR-T-Zell-Therapie mit sehr hohen Kosten verbunden ist, hat sich Novartis als Hersteller von Tisagenlecleucel unlängst mit den deutschen Krankenkassen auf ein sogenanntes Pay-for-Outcome-Konzept geeinigt, bei welchem bei Nichtansprechen ein Teil der Kosten zurückerstattet wird.
Auf dem Jahreskongress der American Association for Cancer Research (AACR) wurden nun zwei Studien präsentiert, welche eine mögliche Wirksamkeit der CAR-T-Zell-Therapie bei soliden Tumoren evaluierten.
Bei der ersten Studie handelte es sich um eine Phase-I-Studie mit einer gegen das Oberflächenprotein Mesothelin gerichteten Therapie bei Patienten mit einem malignen Befall der Pleura. Von den 21 eingeschlossenen Patienten litten 19 an einem Pleuramesotheliom und jeweils einer an einem in die Pleura metastasierten Mamma- bzw. Lungenkarzinom. Mit Hilfe der interventionellen Radiologie wurde die Therapie in die Pleurahöhle eingebracht, um direkt am Tumor wirken zu können. Besondere Wirksamkeit entfaltet die CAR-T-Zell-Therapie zudem offenbar in Kombination mit Anti-PD-1-Checkpointinhibitoren. Zwei Patienten zeigten hier auch nach 60 Wochen noch im PET-Scan ein komplettes Ansprechen, mehrere andere ein zumindest partielles Ansprechen oder eine stabile Erkrankung.
In der zweiten vorgestellten Studie wurden ebenfalls im Rahmen einer Phase-I-Studie HER2-spezifische CAR-T-Zellen bei Patienten mit verschiedenen therapierefraktären beziehungsweise metastasierten HER2-positiven Sarkomen evaluiert. Von den lediglich zehn eingeschlossenen Patienten hatten fünf unter der Therapie einen Progress ihrer Erkrankung. Bei der anderen Hälfte stellte sich jedoch jeweils mindestens eine stabile Erkrankung ein. Ein Kind mit pulmonal metastasiertem Osteosarkom erreichte sogar eine auch nach 32 Monate noch anhaltende komplette Remission – angesichts der sonst sehr limitierten Therapieoptionen fortgeschrittener Sarkome ein großer Erfolg.
Da HER2 unter anderem auch von Mamma- und Magenkarzinomen exprimiert wird, ist es nur naheliegend, dass auch bezüglich solcher Tumorentitäten bereits Studien mit diesem spezifischen Ziel-Antigen durchgeführt werden.
Ob und inwiefern diese Therapien auch zu Langzeit-Remissionen führen, bleibt abzuwarten. Ebenso wann und mit welcher Indikation tatsächlich die erste CAR-T-Zell-Therapie für einen soliden Tumor zugelassen wird.
Text von Oliver Overheu, Assistenzarzt für Hämatologie und Onkologie
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