Über Tage hinweg verhält sich ein 68-jähriger Mann zunehmend psychotisch. Die Ärzte vermuten eine Lewy-Body-Demenz und verabreichen Benzodiazepine. Erst als der Patient einen Kreislaufstillstand erleidet, führt dies zur korrekten Diagnose.
Nachdem er tagelang zunehmend aggressives Verhalten mit visuellen und olfaktorischen Halluzinationen aufweist, wird ein 68-jähriger Mann schließlich in die Notaufnahme gebracht.
Die körperliche Untersuchung ergibt eine leicht beschleunigte Herz- und Atemfrequenz, alle anderen Ergebnisse sind ohne pathologischen Befund. Über Beschwerden klagt der Patient nicht. Bei ihm sind ein Parkinson-Syndrom, eine posttraumatische Belastungsstörung und eine benigne Prostatahyperplasie als Vorerkrankungen bekannt.
Ein CT des Schädels zeigt keinen Hinweis auf einen zerebralen Insult. Bei der psychiatrischen Untersuchung zeigt sich der Mann desorientiert, affektverflacht und mit schlechter Impulskontrolle.
Vergleichbare Symptome hatte er bereits vor drei Jahren, als eine Dosisanpassung seiner Parkinsonmedikamente vorgenommen worden war. Die aktuelle Dosierung nimmt er nun jedoch schon seit langer Zeit, bisher ohne Beschwerden.
Die Ursache für die aktuelle Situation ist für die Ärzte daher zunächst unklar. Sie tippen auf den Schub einer Lewy-Body-Demenz und nehmen den Patienten stationär auf.
Nach kurzer Zeit verschlechtert sich sein Zustand drastisch. Der Mann klagt über Luftnot und Herzrasen. Sein Blutdruck fällt auf 92/58 mmHg, die Herzfrequenz ist unregelmäßig und mit 170/min deutlich tachykard. Bei einer Atemfrequenz von 30/min beträgt die Sauerstoffsättigung im Blut 95 Prozent. Im EKG zeigt sich ein neu aufgetretenes Vorhofflimmern mit einer schnellen ventrikulären Überleitung.
Der Patient erhält von den Ärzten Diltiazem zur Frequenzkontrolle sowie Heparin über einen Perfusor und wird auf die kardiologische Intensivstation verlegt. Auf der Station angekommen befindet sich der Mann im Kreislaufstillstand.
Die unmittelbar begonnene Reanimation zeigt nach wenigen Zyklen Erfolg. Sobald sich der Kreislauf des Patienten stabilisiert hat, führen die Ärzte eine transthorakale Echokardiographie des Herzens durch. Dort erweist sich der rechte Ventrikel hypokinetisch und dilatiert, was die Diagnose einer Lungenembolie nahelegt. Der Verdacht wird durch ein CT-Bild des Thorax bestätigt.
Der Patient erhält somit umgehend eine systemische Thrombolyse mit 50 mg Alteplase und erholt sich unter dieser Therapie zunehmend.
Als er vier Tage später extubiert wird, sind auch die psychiatrischen Symptome vollständig verschwunden.
In ihrem Bericht nehmen die Ärzte daher von ihrem Anfangsverdacht einer Lewy-Body-Demenz als Ursache für den psychotischen Zustand des Patienten Abstand. Vielmehr geht man davon aus, dass die Lungenembolie zu einer hypoxischen Enzephalopathie führte, welche die Symptome hervorrief.
Auch wenn diese Präsentation einer Lungenembolie nicht häufig ist, mahnen die Ärzte in dem Report gerade bei älteren Patienten mit vergleichbarer Symptomatik zu verstärkter Achtsamkeit.
Textquelle: Co et al, BMJ case reports Bildquelle: Seaman Danny Nunez, MHS