Mehr als 17.000 Achtjährige in 16 Ländern auf vier Kontinenten wurden zu ihren Ansichten zum Leben und ihrem Wohlbefinden befragt. Der zweite Bericht der „Children's World“-Studie zeigt: Mobbing in der Schule ist an der Tagesordnung, trotzdem fühlen sich die meisten Kinder sicher.
Selten sind die Ansichten junger Kinder Forschungsgegenstand. Die „Children's World“-Studie hat Kinder zu allen wichtigen Aspekten ihres Lebens, inklusive Familien- und Privatleben, Freundschaften, Geld und Besitz, Schulleben, Sozialraum, Zeiteinteilung, ihrem persönlichen Wohlbefinden, Blick auf Kinderrechte und ihre allgemeine Zufriedenheit, befragt. „Wir haben jetzt erstmals die Gelegenheit, Kinderleben so umfassend aus der Sicht der Sicht von Kindern selbst zu vergleichen“, sagt eine der Studienleiterinnen, Sabine Andresen, von der Goethe-Universität Frankfurt. „Kinder nehmen die Welt um sich herum genau wahr und wir können sehen, wer sich in welchen Bereichen beeinträchtigt fühlt.“ Die meisten achtjährigen Kinder der 16 untersuchten Länder waren zufrieden mit ihrem Leben und der Situation, allerdings gab eine Minderheit (rund 6 % der Kinder) ein geringes Wohlbefinden in ihrem Leben an. Die Prozentzahl an Kindern mit geringem Wohlbefinden variierte von unter 3 % in Kolumbien und Rumänien zu über 9 % in Äthiopien, Südkorea und Großbritannien. Simon Sommer, Forschungsleiter der Jacobs Foundation, sagte: „Dieses Projekt ist wegweisend. Der Bericht stellt, zum ersten Mal, die Perspektiven achtjähriger Kinder auf ihr Leben und das persönliche Wohlbefinden ins Zentrum. Die Jacobs Foundation wird weiterhin "Children´s Worlds" unterstützen, da wir überzeugt sind, dass die Studie wertvolle, einzigartige Informationen für alle liefert, die ein besonderes Verständnis und Interesse am Leben von Kindern und Jugendlichen haben und sich für die Verbesserung ihres Lebens und ihrer Chancen einsetzen.“
Die meisten der Befragten sagten, sie fühlen sich total sicher zu Hause, in der Schule und in ihrem näheren Sozialraum. Allerdings gaben 4 % der Kinder an, sich zu Hause nicht sicher zu fühlen, 4 % der Befragten fühlten sich nicht sicher in der Schule und 9 % der Kinder stimmten nicht überein, sich sicher in ihrer Nachbarschaft und ihrem Sozialraum zu fühlen. Obwohl man auf den ersten Blick denken könnte, es handle sich um geringe Prozentzahlen, handelt es sich gleichwohl um eine große Gruppe der jüngsten Schulkinder, die ausgerechnet in ihrem Sicherheitsempfinden eingeschränkt sind. Die meisten Kinder (62 %) gaben an, gerne in die Schule zu gehen. Das sind erheblich mehr als sich unter den Befragten der 10-jährigen (52 %) oder 12-jährigen (42 %) Kinder befanden. Die Beliebtheit der Schule sinkt mit jedem Alter. Doch auch der Ländervergleich ist aufschlussreich: Am liebsten gehen Kinder in Algerien und Äthiopien zur Schule, während der Anteil der Kinder, die eher ungern zur Schule gehen, in Deutschland, Südkorea und England vergleichsweise hoch ist. In einigen Ländern, zu denen auch Israel und sechs weitere europäische Länder gehören, haben Mädchen eine positivere Einstellung zur Schule als Jungen
Viele Kinder gaben an, in der Schule von Klassenkameraden ausgeschlossen (41 %) oder durch andere Schüler Gewalt (gewalttätigen Handlungen) ausgesetzt worden zu sein (48 %). Diese Erfahrung trat bei Kindern im Alter von acht Jahren häufiger auf, als bei den beiden älteren Teilnehmergruppen der Befragung. Die Rate an Kindern mit Gewalterfahrung war in Estland, in Großbritannien und in Deutschland am höchsten und am niedrigsten in Südkorea. Gefühle der Ausgrenzung durch Klassenkameraden waren in Großbritannien und in Rumänien am höchsten und in Südkorea und Äthiopien besonders niedrig.
Fast die Hälfte der Kinder (46 %) gab an, über die besonderen Rechte von Kindern informiert zu sein. Es waren weniger Kinder als in der befragten Gruppe der 10 bis 12-Jährigen (58 %). Kinder in Kolumbien waren am ehesten über die Kinderrechte informiert (73 %). In der Türkei, Äthiopien, Rumänien und Norwegen gaben immerhin mehr als die Hälfte der achtjährigen Kinder an, über ihre Rechte informiert zu sein. Professor Asher Ben-Arieh, Studienleiter und Co-Vorsitzender des ISCI (International Society of Child Indicators), kommentierte: „ Es ist das erste Mal, dass wir von fast 20.000 achtjährigen Kindern aus 16 unterschiedlichen Ländern hören, was sie tun, fühlen und wollen. Diese bemerkenswerte Leistung lehrt uns vor allem, dass Kinder selbst besser über ihr Leben Bescheid wissen als jeder andere und dass jeder Versuch der Verbesserung immer ihre Stimme miteinbeziehen und berücksichtigen sollte.“ Das „Children's World“-Projekt wird in folgenden Forschungen noch weitere Länder, wie Indonesien, Finnland und Italien, miteinbeziehen. Die dritte Untersuchung wird im September 2017 mit ersten Erhebungen starten und 2019 neue Erkenntnisse publizieren. Originalpublikation: