Wegen starken diffusen Bauchschmerzen findet sich ein 56-jähriger Mann in der Notaufnahme ein. Die Bauchdecke des Patienten ist bretthart. Grund dafür ist ein Barotrauma des Caecums. Doch wie kam es dazu?
Der Mann ist tachykard und hypotherm, jedoch kardiopulmonal stabil. Die Schmerzen bestehen seit 14 Stunden, die Tendenz ist steigend. Die Bauchdecke des Patienten ist bretthart gespannt und druckschmerzhaft.
Im Labor fällt eine deutliche Laktatazidose auf. Als Vorerkrankung gibt der Patient eine bipolare Störung, Alkoholismus und Divertikulose an. Seit vier Tagen leide er zudem unter Verstopfung, welche er vergeblich mit diversen Hausmitteln zu behandeln versucht habe.
Im CT sehen die Ärzte entlang des Colon ascendens eine Flüssigkeitsansammlung im Retroperitoneum (Stern). Weiter zeigt sich sowohl dort als auch im Mediastinum freie Luft.
Auf diesen Befund hin entscheiden sich die Ärzte zur explorativen Laparotomie. Teile des Colon ascendens erweisen sich dabei als gangränös, das Caecum ist perforiert. Eine große Menge Stuhl hat sich über die Perforation entlang des Mesenteriums ausgebreitet. Die Chirurgen entfernen das Caecum und Colon ascendens und spülen den Bauchraum.
Das Exzisat schicken sie in die Pathologie. Diese meldet, dass in dem betroffenen Darmabschnitt keine Hinweise für das Vorliegen eines Malignoms, einer Obstruktion, Divertikeln oder Polypen zu finden sind. Da der Patient zudem unter keiner chronisch entzündlichen Darmerkrankung leidet und in letzter Zeit auch keine Koloskopie oder Medikamente wie Ipilimumab erhalten hat, forschen die Ärzte weiter nach einer möglichen Ursache für eine Darmwandruptur.
Dabei stoßen sie schlussendlich auf eines der besagten „Hausmittel“, mit denen der Patient seine Verstopfung zu lösen versuchte. So berichtet er, mithilfe eines für die Toilette vorgesehenen Abflussstampfers versucht zu haben, den Stuhl anzusaugen.
Da ein handelsüblicher „Pömpel“ pro Durchführung 650 ml Luft bewegt, halten die behandelnden Ärzte es für wahrscheinlich, dass die in den Darm gedrückte Luft zu einer Perforation des Caecums führte. Ein Barotrauma des Darms sei grundsätzlich nicht ungewöhnlich, so schreiben sie in ihrem Bericht. Die Lokalisation der Ruptur sei jedoch so speziell, dass beim Vorliegen eines solchen Befunds auch ungewöhnliche Pathomechanismen berücksichtigt werden sollten.
Textquelle: Jonathan Rubin et al. / JSCR / docc.hk/yb56km
Bildquelle: Logan Tilley, flickr