Der gesamte Körper der 31-Jährigen ist übersät mit roten Flecken, sie kann nicht atmen und muss sich erbrechen. In der Notaufnahme ist schnell klar: Die Patientin hat eine anaphylaktische Reaktion. Doch worauf?
Mit Atemnot, massivem Erbrechen und Urtikaria am gesamten Körper stellt sich eine 31-jährige Frau in der Notaufnahme vor. Die Frau ist kardiopulmonal stabil, zeigt jedoch deutliche Zeichen einer anaphylaktischen Reaktion.
Die junge Frau hat keine neuen Medikamente eingenommen, keine neuen Produkte verwendet, nichts Ungewöhnliches gegessen und weist keine Insektenbisse oder -stiche auf. Auch eine übermäßig lange Sonnenexposition verneint sie. In der körperlichen Untersuchung sind ihre Vitalparameter normwertig, die Auskultation ergibt ein exspiratorisches Giemen, also ein hörbares Atemnebengeräusch.
Auf explizite Nachfrage, wann genau und in welcher Situation die Symptome begannen, schildert die Patientin, dass das Unwohlsein unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr mit ihrem Partner auftrat. Die Ejakulation sei oral erfolgt – doch darauf habe sie in der Vergangenheit nie allergisch reagiert.
Diese Information führt die Ärzte schlussendlich zur Lösung des Rätsels. Der 32-jährige Partner der Frau leidet derzeit an einer Mittelohrentzündung, weshalb er seit vier Tagen Amoxicillin und Ibuprofen einnimmt. Bei der Patientin wiederum wurde im Kindesalter eine Penicillin-Allergie diagnostiziert, weil sie nach Einnahme von Amoxicillin eine starke Hautreaktion aufwies.
Die Ärzte behandeln die akute Anaphylaxie mit Epinephrin, Prednisolon und Salbutamol. Die Luftnot lässt darauf kontinuierlich nach, bis sie sechs Stunden nach Aufnahme schließlich vollends verschwunden ist.
In ihrem Bericht unterstreicht das Ärzteteam die Bedeutung des Bewusstseins einer möglichen sexuellen Übertragung von Allergenen. Bezüglich gefährdeter Patienten appellieren sie zu verstärkter Aufklärung, um vergleichbaren Fällen zukünftig vorzubeugen.
Quelle: Caballero et al / BMJ Case reports / docc.hk/7dxwum
Bildquelle: James Heilman (Symbolbild)