Ein Arzt befeuerte mit unwissenschaftlichen Behauptungen über die HPV-Impfung eine Impf-Panik in Japan. Weil eine Ärztin ihn der Fälschung bezichtigte, ging der Fall vor Gericht. Jetzt wurde in Tokio das Urteil gesprochen.
Die japanische Ärztin und Journalistin Riko Muranaka berichtete über unwissenschaftliche Behauptungen, die dem Impfstoff gegen das humane Papillomvirus (HPV) angebliche Nebenwirkungen zusprachen. Die HPV-Impfung soll etwa für Anfälle, chronische Schmerzen, Gehstörungen oder Gedächtnisverlust verantwortlich sein.
Muranaka geriet ins Visier erbitterter Impfgegner. Einen Arzt, der fragwürdige Belege für angebliche Nebenwirkungen bei Tierversuchen vorgestellt hat, bezichtigte Muranaka der Fälschung. Daraufhin verklagte er die Journalistin und das Magazin „The Wegde“ wegen Verleumdung, wie Muranaka auch in einem Gastbeitrag auf MedWatch schrieb.
Ein Gericht in Tokio gab dem Arzt nun Die japanische Ärztin und Journalistin Riko Muranaka Foto: Takuma Suda Recht, wie Riko Murakana in ihrem Blog kritisiert. Sie, der Verleger von „The Wedge“ und ihr damaliger Chefredakteur sollen umgerechnet rund 26.450 Euro Strafe zahlen und müssten zudem die Anwaltskosten des Klägers übernehmen. Das Magazin „The Wedge“ muss laut Urteil eine Gegendarstellung veröffentlichen und einen Teil des Artikels, in dem der Arzt kritisiert wird, löschen.
Der Arzt, ein vom japanischen Gesundheitsministerium ernannter leitender Wissenschaftler, sollte die Nebenwirkungen von HPV-Impfstoffen untersuchen. Er hatte 2016 vor Medienvertretern Folien mit Aufnahmen von Hirnschnitten einer Maus mit der Aufschrift „HPV“ präsentiert, die grün fluoreszierend leuchteten, wie Muranaka in ihrem Gastbeitrag schrieb. In Interviews hatte er dazu erklärt: „Offenbar ist das Gehirn beschädigt. Es zeigt die objektiven Befunde, die den Mädchen gemeinsam sind, die über Hirnschädigungen klagen.“
Die Journalistin erklärt, daraufhin einen Forscher ausfindig gemacht zu haben, der das Mausexperiment dieses Arztes entworfen und durchgeführt hatte. Er habe ihr berichtet, dass er die Impfstoffe in genetisch veränderte Mäuse injiziert habe, die auf natürliche Weise Stoffe produzieren, die vermeintlich erst durch die Impfungen entstanden. Dann habe er das Blutserum, das er diesen Mäusen entnommen hatte, auf die Gehirnschnitte einer normalen Wildtyp-Maus gesprüht und Fotos gemacht. Murakana berichtete darüber und bezeichnete die Präsentation des Arztes als eine „Fälschung“.
Dagegen reichte der Arzt Klage ein. Murakanas Behauptung der Fälschung sei eine Verleumdung: Laut den Anwälten des Anti-Impf-Arztes habe dieser nur die Daten „zitiert“, die der andere Forscher in seiner Gruppe erhoben habe, aber er habe nichts gefälscht.
Wie geht es weiter?
Schon vor dem Urteilsspruch hatte Muranaka angekündigt, gegebenenfalls Rechtsmittel einzulegen und in die zweite Instanz zu ziehen. Eine erste Stellungnahme von ihr gibt es hier.
Text: Nicola Kuhrt
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Bildquelle: Liger Pham, pexels