Die Masern-Fälle häufen sich in vielen Regionen Deutschlands. Jetzt diskutiert die Große Koalition über eine bundesweite Impfpflicht für Kinder. SPD und FDP befürworten sie, die Grünen lehnen die Impfpflicht weiterhin ab.
In den ersten neun Wochen des Jahres registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) bereits 170 Masern-Fälle. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 62. Angesichts dieses Anstiegs diskutiert die Große Koalition jetzt über eine bundesweite Impfpflicht für Kinder.
Der SPD-Fraktionsvize und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, er sei mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über eine Impfpflicht im Gespräch und „zuversichtlich, dass wir demnächst einen entsprechenden Vorschlag vorlegen können“.
Lauterbach machte deutlich, dass sich die SPD innerhalb der Koalition für die Impfpflicht für Kinder einsetze. Sie solle nur für die Masern-Impfung gelten.
Zuvor hatte die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) schon die Impflicht gefordert, da es in mehreren Regionen Deutschlands zu einer Häufung von Krankheitsfällen gekommen ist.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums äußerte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, man sei besorgt über die Häufung der Maserninfektionen in Deutschland. Zu viele Menschen würden die Erkrankung „auf die leichte Schulter“ nehmen. Er begrüße folglich eine Debatte über mögliche Maßnahmen.
Auch der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Theurer sprach sich im Namen seiner Partei für eine Impfpflicht bei Unter-15-Jährigen aus. „Seine Kinder nicht impfen zu lassen, ist verantwortungslos gegenüber dem Wohl des eigenen Kindes und auch gegenüber Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst geimpft werden können.“ Er fordert, dass Spahn den Zugang zu Impfungen erleichtert. Sie könnten zum Beispiel in Schulen und Kitas angeboten werden.
Die Grünen dagegen lehnen eine mögliche Impfpflicht ab. Die Verunsicherung vieler Bürger müsse berücksichtigt werden. Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kordula Schulz-Asche ist der Meinung, eine gute Beratung zu stärken sei sinnvoller als auf Zwang und Sanktionen zu setzen. „Dazu brauchen wir eine Aufwertung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und bessere personelle Ausstattung“, so Schulz-Asche.
Eigentlich hatte sich die Bundesregierung im Jahr 2011 vor der Weltgesundheitsorganisation dazu verpflichtet, Masern bis 2015 auszurotten. Danach dürfte es in ganz Deutschland jährlich nicht mehr als 80 Fälle geben. Von diesem Ziel ist man hierzulande noch weit entfernt.Bildquelle: Edwin Ewing, Jr., Wikimedia Commons